Das Bündel Zeit. Erinnerungen an eine Kindheit am Berg
- 21.01.2022
- 79
Eine Kindheit in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts auf der Orenplatte bei Braunwald: Der Vater will nicht länger im engen Tal der Linth bleiben, das geprägt ist von Fabrikarbeit, Armut und Hoffnungslosigkeit. Er gibt das Hotel auf, das seit Generationen von der Familie Zweifel geführt wurde, und kauft ein altes Bauernhaus auf dem Berg. Hier will er seinen Traum verwirklichen, bald wird dort ein Hotel stehen, auch eine Seilbahn hinaufführen. Die Tochter bewundert ihn. Aber das Kind ahnt, dass dies nicht nur ein wunderschöner Ort ist, sondern auch ein Ort des Unheils, denn zum Leben auf dem Berg gehören auch die Wand, eine Schlucht, die alles verschluckt, die Kälte, die Dunkelheit, der Schnee und die immer gegenwärtige Lawine. Eine seltsame, nicht fassbare Bedrohung liegt über allem. Viele Jahre, ein ganzes Leben später, nach Stationen in Lausanne, London, Bergamo und Zürich, durchgeht die Erzählerin noch einmal die Wege. In einer kunstvollen Sprache erinnert sie sich an diese Stimmung, an die Menschen auf dem Berg und die Menschen im Tal. Sie beginnen zu leben, zu streiten. Wie war das? Trauer, Vertrautheit und gleichzeitiges Fremdsein fliessen ineinander.