Читать книгу A votre santé. Der Coach im Weinberg онлайн

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In der Tat gibt es Weine, die für einen alsbaldigen Verbrauch produziert werden, und Weine, die auch heute noch tunlichst gelagert werden sollten. Die Lagerfähigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. von den Rebsorten oder der Art des Ausbaus. Wein ist ein lebender Organismus, und auch in der Flasche verändert sich die Qualität in die eine oder andere Richtung. Säuren und Tannine werden abgebaut, einige Rebsorten (z. B. Cabernet Sauvignon und Mourvedre) scheinen ihr volles Potenzial erst in der Flasche zu entfalten. Das einzigartige Zusammenspiel von Säuren, Alkohol, Luftzufuhr, Schwefel und unterschiedlichen anderen natürlichen Inhaltsstoffen lässt Weine reifen und führt bisweilen erst nach Jahren zu einem optimalen Genuss. Weine werden dadurch komplexer, bauen Ecken und Kanten ab und entwickeln Aromen, die zu grandiosen Geschmackserlebnissen führen können. Weinkenner behaupten, dass ganz große Weine ihr Potenzial und ihre Komplexität auch schon in der Jugend erkennen lassen.

Analogien zur menschlichen Entwicklung legen aber nahe, dass je nach »Reife« sehr unterschiedliche Aromen im Vordergrund stehen können, die primären (fruchtbetonten) Aromen der Jugend, die sekundären (würzigen) des mittleren Lebensalters und die tertiären (balsamischen) Aromen des Vorruhestands mit ihren Anklängen an Waldboden, Unterholz und Leder. Und nicht bei allen läuft die Entwicklung – wie im richtigen Leben – immer glatt und geradlinig. Einige pubertieren früher oder später, beginnen sich wieder zu verschließen, werden sperrig und wenig genießbar, und man tut gut daran, sich mit ihnen auf später zu vertrösten. Aber all das sind Weine, die eine Veranlagung zur Komplexitätsentwicklung mitbringen, und auch hier gilt Tante Klaras Maxime: »Man ist immer so alt, wie man sich fühlt.«

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