Читать книгу Wenn die Nacht in Stücke fällt. Ein Brief an Ferdinand Hodler онлайн

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Sie haben den Abend mit Ihrem jungen Bewunderer verbracht, der behaupten wird, mit Ihnen nie mehr solche Momente erlebt zu haben. Es war, als sei Valentine anwe­send. Sie riefen sich die Anatomiestunden bei Professor Carl Vogt ins Gedächtnis, die Art, wie er die Leichen öffnete, um Ihnen zu zeigen, wie sie gebaut waren. Sie beeindruckten Hans, in­dem Sie von den Würmern redeten, die die Leichen fressen, und von Ihrer absoluten Überzeugung: Nur die Körper und die Erinnerung an Umar­mungen exis­tieren, die Toten haben keine Seele mehr.

Am nächsten Morgen haben Sie einen Fotografen kommen lassen, da Sie fürchte­ten, die zerbrechliche Tonerde halte nicht lange. Selbst Materialist, fehlte Ihnen die Erfahrung, wie man die Materie und ihre Form konserviert. Sie warfen sich Ihre dop­pelte Un­fähigkeit vor: unfähig, Valentine unter den Lebenden zu halten, unfähig, ihre Büste zu bewahren.

Die zwei Fotos, einzige Zeugnisse der verliebten Geste, gaben Ihre Arbeit schlecht wieder. Danach ha­ben Sie einen Abdruck gemacht, zuerst aus Gips, dann in Bronze. Vergeblich. Die Skulptur hat sich bis zur Lächerlichkeit verformt. Der Kopf hatte sich ge­streckt, die Nase auch, die Stirn senkte sich, die Lippen verzo­gen sich mit fei­nen Rissen. Als Sie die Schäden reparieren wollten, haben Sie neue produziert.

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