Читать книгу Wenn Sie kein Feigling sind, Herr Pfarrer. Werner Kriesi hilft sterben онлайн
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Ich möchte damit nichts gegen den Fortschritt der Medizin sagen. Er ist in vielerlei Hinsicht ein Segen. Die Ärzte, die meine Mutter behandelten, entschieden sicher nach bestem Wissen und Gewissen, in der berechtigen Hoffnung, ihr noch einige Lebensjahre zu schenken. Dass es dann zu diesem dreijährigen Sterbemartyrium kam, ist eine unbeabsichtigte Folge. Doch mehr als fünfzig Jahre zuvor, zu der Zeit, als meine Großmutter starb, kannten wir diese Probleme nicht. Es gab keine Möglichkeiten, einen bewusstlosen Menschen künstlich zu ernähren und ihn so am Leben zu erhalten.
Die Entwicklungen der Medizin in den letzten siebzig Jahren haben dazu geführt, dass bei Schwerkranken und Sterbenden der Tod hinausgeschoben und das Leben verlängert werden kann. Doch der Gewinn an Lebenszeit kann für die Betroffenen zur Qual werden. Andelka und Judith sind tragische Beispiele, wie selbst die beste medizinische Behandlung zur Folter werden kann.
Folter. So ein Begriff schießt nun doch übers Ziel hinaus. Folter meint ja das absichtsvolle Zufügen von physischen und psychischen Qualen, um den Willen des Opfers zu brechen oder um es zu demütigen.