Читать книгу Nach Amerika. Lebensberichte von Schweizer Auswanderern онлайн

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Vater verdiente als Handsetzer in einer Buchdruckerei mehr schlecht als recht und kam als Witwer mit uns Buben und der ganzen Situation nicht zurecht. Schlechtmachen will ich ihn nicht. Er wusste es nicht besser. Er hatte seine eigene Mutter schon mit vier Jahren verloren und fühlte sich unsicher und überfordert mit der Erziehung seiner beiden Söhne. Wenn mein Bruder und ich herumtollten und es laut zu und her ging, schimpfte er mit mir, dem Älteren, ich sei ein schlechter Mensch. Und ich glaubte ihm. Das hat tiefe Narben hinterlassen.

Gute Stunden mit Vater hatten Paul und ich im schweizerischen Schützenverein in Columbus. An diesen Treffen und bei den gelegentlichen Tanzanlässen mit reichen Essgelagen an langen Tischen fühlte ich mich wohl. Es gab Gebäck und Süsses für uns Kinder. Und ich hab den Bierduft und die klebrigen Holztische, an denen gejasst wurde, in guter Erinnerung.

Ansatzweise Unterstützung erhielt ich auch in der evangelischreformierten Kirche und bei den Pfadfindern. Da wurde ich ernst genommen, konnte mich beweisen und mit den anderen Buben um Auszeichnungen kämpfen. Vor allem aber bekam ich dort Anerkennung. Auch die Schule wurde für mich eine wunderbare Möglichkeit, aus dem tristen Zuhause auszubrechen. Ich erinnere mich an eine Lehrerin, die mir als etwa Zehnjährigem sagte: «Don, du hast ein schönes Lächeln.» Wie war ich glücklich! So etwas Persönliches hatte bis dahin nie jemand zu mir gesagt.

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