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Simona Ryser

Der Froschkönig

Roman

Limmat Verlag

Zürich


Foto Yvonne Böhler

Simona Ryser,

für E. R.

… frogs come out of the sky like rain.

Anne Sexton, Wildwood

Prolog

Als Leo sich auf den Mann zubewegte, hörte sie das leise Plitsch Platsch, Plitsch Platsch in ihrem Rücken. Es sind unanständige Geräusche, die ein Frosch macht, wenn er auf dem blanken Boden hüpft. Er klatschte mehrmals deutlich auf das Parkett. Als Leo die Augen schloss, erstarrte er. Der Frosch musste einen, vielleicht zwei Meter hinter ihr sitzen. Bestimmt machte er einen kleinen, feuchten Fleck auf das Holz. Vielleicht bebte er innerlich, der Frosch, ein winziges, hüpfendes Amphibienherz. Sein kleiner, grüner Körper zitterte still vor sich hin, während Leo nun einen Geruch einsog von Kaffee und Erde und mit ihrer Wange eine andere Wange berührte, wo sich eine Wärme ausbreitete.

Einen Moment lang verharrte sie. Sie stand schief. Etwas irritierte sie, der Name, ihr Name, der unscharf wurde und sich plötzlich fremd anfühlte. Sie überlegte kurz und fügte ein n an, doch Leon ging nicht. Mit so einem Namen konnte sie unmöglich küssen. Sie war kein Mann, kein Kind, kein Löwe und so fügte sie noch ein langes i an, was sich besser anfühlte. Jedenfalls stand sie nun wieder ganz gut. Leonie. So konnte sie den Kopf senken, in diesen Duft von Erde und in diese Wärme. Sie blies mit ihrem Atem in ein feines Ohr, das sich spitzte. So wollte sie bleiben, an diesem Körper und an diesem Mann, der ihr nun so nahe stand, in diesem Moment, der noch unentschieden war, in dieser Nähe, noch vor der Bewegung, noch vor der Drehung, bevor sich die beiden Köpfe einander zuneigen würden.

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