Читать книгу Die Steuersünder. Kriminalroman онлайн

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«Warum erzählen Sie mir das, Herr Kellenberger? Um dem einen Unglück ein zweites beizufügen?»

Er schüttelte den Kopf. «Nein, einfach so. Wir kennen uns wenig genug, dass wir uns nicht voreinander zu schämen brauchen. Ich dachte, es hilft Ihnen vielleicht, zu wissen, dass andere auch Unglück zu tragen haben.»

«Nein, das tut es nicht. Ich muss ja mein Unglück allein tragen.»


Als sie gegangen war, setzte sich Michael Kellenberger in sein Büro und legte die Füße auf den Schreibtisch. Er hatte kein Licht eingeschaltet. Ein Bündel Briefe flatterte auf den Boden. Er ließ sie liegen. Die Dämmerung legte sich langsam über den Fluss; die Silhouetten der Häuser auf der anderen Seite stachen spitz wie Scherenschnitte in den Himmel. Er begriff hinterher nicht, was ihn veranlasst hatte, dieser Frau, die er nicht kannte, seinen persönlichen Kummer anzuvertrauen. Aber sie imponierte ihm mit ihrer Gradlinigkeit. Und wenn er die Augen schloss, erschien ihm ihre gepflegte Figur, durchaus noch attraktiv, ihr rotbraunes Haar, das die Ohren zur Hälfte verdeckte, und ihr Blick – nicht leicht anzüglich wie der Tanjas –, sondern ehrlich und rührend zutraulich.

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