Читать книгу "Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!". Erinnerungen an den California Trail, John A. Sutter und den Goldrausch 1846-1849 онлайн

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«A Pioneer at Sutter’s Fort» reflektiert den fatalen Umstand, dass Wilburs Editionsziel nicht mit Lienhards Schreibintention übereinstimmte, ja dieser geradezu entgegengesetzt war. Sie erläutert ihre Prioritäten in der Einleitung wie folgt: «Viele Abschnitte erwiesen sich von geringem historischem Wert und wurden in der folgenden Übersetzung weggelassen. […] Langatmige Beschreibungen von Tieren, von Landschaften, von Flora und Fauna, Lienhards persönliche Stimmungen und Gefühle sowie unbedeutende alltägliche Ereignisse, die nichts zum Hauptthema beitrugen, wurden weggelassen. Alle Erwähnungen von Männern und Ereignissen im Zusammenhang mit der kalifornischen Geschichte wurden vollständig beibehalten.»

Lienhard hatte jedoch weder die Absicht, noch erhob er den Anspruch, über die Geschichte Kaliforniens zu berichten, wenigstens nicht in dem Sinn, wie Wilbur dies vorschwebte. So übergeht sie sämtliche 13 Bogen, auf denen Lienhard über seine indianischen Nachbarn im oberen Sacramento-Tal – Nachkommen und Vertreter jahrtausendealter Kulturen Kaliforniens – berichtet, desgleichen die meisten anderen Textstellen, in denen er von seiner Zusammenarbeit mit den indianischen Kindern und Jugendlichen erzählt, die ihm Sutter als Gehilfen zur Verfügung stellte. Lienhard schrieb persönliche Erinnerungen, und es versteht sich, dass sein «Hauptthema», wenn denn überhaupt eines, er selbst, seine Interessen und Erlebnisse waren. Mit anderen Worten, im Zentrum seines Erzählens stand all das, was Wilbur nicht interessierte: Lienhards Freude an der Natur, die reiche Flora und Fauna Kaliforniens, die Indianer und ihre Lebensweise, seine Schweizer Freunde und Bekannten, denen er in einer Reihe von eindrücklichen Porträts ein Denkmal setzt, sein treuer Hund Tiger, sein Pferd Jonny, das wie er selbst die Freiheit über alles liebte, und schliesslich die vielen kleinen alltäglichen Freuden und Leiden bei seiner Arbeit in und um Sutters Fort. All dies aus einem Erinnerungswerk wegzukürzen, ist paradox. Letzteres gilt auch für die Tatsache, dass Wilbur, nachdem alles Persönliche getilgt war, ausführt, ein «besonderer Reiz» von Lienhards Bericht sei seine «merkwürdige Distanz» als Erzähler, indem er «mehr wie ein neugieriger Zuschauer erscheine als wie ein aktiver Teilnehmer am Tun und Treiben der Zeit».

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