Читать книгу "Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!". Erinnerungen an den California Trail, John A. Sutter und den Goldrausch 1846-1849 онлайн
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Lienhard wird mancherorts nicht verziehen, dass er in seinen Erinnerungen durchaus nachvollziehbar beschreibt, wie sein Idealbild von Sutter während der Zeit, als er für ihn arbeitete, langsam Risse bekam. Tatsache ist, dass jedermann, der sich länger im Fort aufhielt, und auch bekannte Personen ausserhalb wie Bidwell, Vallejo und Larkin wussten, dass von den Kindern und Jugendlichen, die Sutter sich aus den Bergen zur Arbeit und Weitervermittlung zwecks Schuldentilgung bringen liess, nicht alle jungen Indianerinnen nur nähen und kochen lernten. Bloss wurde darüber nicht offen gesprochen, geschweige denn von einfachen Leuten wie Lienhard darüber geschrieben. Sutters Einfluss war zu gross, als dass man dies gewagt hätte, zumal es sich «nur» um Indianerinnen handelte.
Die Verlässlichkeit von Lienhards Manuskript, so Gudde, sei sogar dort äusserst zweifelhaft, wo der Autor als Augenzeuge berichte. Als Beispiel erwähnt er die Tage nach der Goldentdeckung und dürfte sich dabei auf die bekannte Textstelle beziehen, wo Lienhard erzählt, wie die wichtige Neuigkeit ins Fort gelangte, als nämlich der Schweizer Witmer, Sutters Wagenmeister, vor den Augen der ungläubigen Anwesenden aus einem schmutzigen Lappen eine ganze Anzahl kleiner Goldkörner hervorkramte. Die im Originaltext detailliert erzählte, fröhliche Szene übersetzte Wilbur in der üblich verkürzenden Form, wobei sie mehrere Personen verwechselte, unter anderem Witmer mit Sutter.10 Die Schilderung ist in der Tat ziemlich «verwirrend», nur wünschte man sich, Gudde hätte wenigstens für dieses eine Beispiel einen kurzen Blick ins Manuskript geworfen. Er kritisiert auch Wilbur für die zahlreichen Auslassungen (über deren Inhalt er sich bei Leemann informierte) und Ergänzungen, ebenso bemängelt er die Irrtümer in den Anmerkungen. Doch obwohl Letztere gravierende Transkriptionsprobleme verraten, kommt er zum Schluss, Wilburs Textbearbeitung erscheine ihm als Ganzes gut ausgeführt.