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Diesen königlichen Empfang kannte ich schon von frü­heren Reisen. Von jedem Menschen, Kind oder Greis, Frau oder Mann, wurden wir der Reihe nach umarmt und ge­­küsst. Alle fragten nach unserem Wohlbefinden und sag­ten das Gleiche: «Wie schön, dass ihr da seid. Danke Gott, der uns diesen schönen Tag geschenkt hat!» Bevor wir ins Haus gingen, hörten wir Stimmen, wir sollten uns zu Mamdohs Haus, also zum großen Haus meines Großvaters, in dem jetzt Mamdoh mit seiner Familie lebte, drehen: Zwei junge Männer kamen aus dem Stall von Onkel Mamdoh, jeder hatte ein Schaf auf den Schultern, und sie bewegten sich in unsere Richtung. Ich musste nicht lange überlegen, weshalb diese Tiere zu uns gebracht wurden. Vor dem Auto hielten mehrere Jungen die Schafe nebeneinander am Boden an den Beinen fest, eine Frau reichte Mamdoh ein langes Messer. Mamdoh schliff das Messer. Einen Vers rezitierend, hielt er das Tier am Genick fest, drehte dessen Ge­­­sicht gen Mekka, also gegen Süden, drückte mit seinem rechten Fuß auf die vorderen Schenkel, setzte das Messer am Hals des Tieres an, nachdem er die Wolle auf die Seite geschoben und eine freie Stelle für das Messer gesucht hatte. Ich hatte das Gefühl, in mir breche ein Vulkan aus, und vor meinen Augen wurde es schwarz. Mamdoh zögerte ei­­nen Moment, als wolle er die Spannung noch erhöhen. Das Tier bebte am ganzen Körper, bevor Mamdoh dessen Kehle durchschnitt. Das Blut floss in die rote Erde, das Tier bewegte noch einige Minuten die Beine, die von zwei Männern gehalten wurden. Mamdoh wandte sich dem zweiten Schaf zu, das von zwei anderen Männern gehalten wurde, tat das Gleiche mit ihm. Mamdohs Frau tauchte ein Tuch in das Blut, be­­schmier­­­te mit diesem die Stirn meines Vaters, der hinter seinem Bruder stand und alles stumm beobachtet hatte, als Zeichen, dass das Opfer ihm galt. Und dann wandte sie sich mit demselben Tuch mir zu. Ich warf mich hinter eine Frau, die ich nicht kannte, nur meine Hand wurde erreicht und mit Blut beschmiert. Während ich damit beschäftigt war, meine Hände zu reinigen, war Mamdoh schon dabei, die Schafe zu häuten. Das Fleisch glänzte an der Sonne. Die abgetrennten Köpfe der Schafe lagen nebeneinander unweit ihrer Körper, die Augen der Tiere waren groß geworden, als versuchten sie, aus ihren Löchern herauszukommen. In sicherem Abstand von den Menschen warteten Hunde des Dorfes, mindestens zwanzig, darauf, ihren Anteil zu bekommen.

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