Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн

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Der Ätti, der sich in den Mythen und Mären seiner Heimat bestens auskannte, wusste wohl über jeden Ort, jede Alp und jeden Berg im Obwaldnerland eine Sage oder Geschichte zu erzählen. Da erschienen oft die alten Götter in der Gestalt der Elemente, der Riesen, Hexer oder Zwerge, wunderbare Tiere trieben ihr Unwesen, oder fremdartige Wesen suchten die Sterblichen heim, belohnten oder be­straften sie oder verrichteten allerlei Wunderliches. Doch nichts schildert den Untergang der alten Götter- und Asenwelt eindrücklicher als die Sage vom Lungernsee.

Nach Ättis Erzählung lag der Wasserspiegel dieses Alpensees in uralten Zeiten viel tiefer als heute. Es muss dies die Zeit gewesen sein, als noch Wilde und Bergmandli auf den Alpen und im Hochwald hausten, die oft den Bauern und Älplern bei ihrer harten Arbeit zur Hand gingen und sogar ihre Tiere besorgten. Die Talleute waren damals noch Heiden, und Lungern hiess auch noch nicht so, sondern Lugarun, benannt nach dem Gott Lug, dem die Bewohner opferten und den sie als das höchste göttliche Wesen ehrten. Seine Weihestätte lag auf einem Inselchen mitten im See in einem heiligen Hain; auf dem Altarstein, der von jahrhundertealten Baumriesen umgeben war, sollen sogar Menschen geopfert worden sein. Das behauptete zumindest mein Grossvater, dabei gestikulierte er vielsagend mit den runzligen Händen in der Luft herum, als gälte es, gerade jetzt einem armen Opfer die Kehle durchzuschneiden.

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