Читать книгу Habt ihr Kummer oder Sorgen …. Mein Leben als Frau Puppendoktor Pille онлайн

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Geliebt habe ich mein Poesiealbum. »Poeeeesi«, sagten wir dazu, und auch der Heimleiter hatte sich in dem meinen verewigt.

Die Zwergschule hatte nur drei Klassen. Da Elke aber am Schuljahresende in die 4. Klasse kam, zogen wir beide um. Wir kamen in das Martin-Schwantes-Heim nach Salzelmen, ebenfalls ein Ortsteil von Schönebeck. Das war ein reines Mädchenheim. Es wohnten dort Waisenkinder, Findelkinder, aber auch solche wie wir – Kinder von alleinerziehenden Müttern, die gerade studierten oder im Schichtdienst arbeiteten.


Ansicht von Bad Salzelmen (Foto: picture alliance / arkivi)

Immer wenn ich irgendwo erzähle, dass ich mehrere Jahre im Kinderheim gewesen bin, werde ich bedauert, weil das ja nach allgemeiner Auffassung eine schreckliche Zeit gewesen sein muss. Jahre voller Missbrauch und Gewalt. Gelegentlich werde ich dann bewundert, dass ich nicht kriminell geworden bin.

Ganz im Gegenteil. Meine Zeit im Martin-Schwantes-Heim war wirklich schön. Ich empfand das Ganze als eine Art Ferienlager. Vor allem hatte diese Phase einen ganz entscheidenden Einfluss auf meine musische Entwicklung. Nicht nur mir ging es so. Der Dirigent Günter Krause, den ich bei der Sendung »Von Polka bis Parademarsch« kennenlernte, erzählte mir, dass er in einem Kinderheim in Thüringen aufgewachsen war. Auch er hatte dieses »Ferienlager-Gefühl«, und es wurde ihm dort ermöglicht, ein Instrument zu erlernen, um später ein Musikstudium zu ergreifen. Wir erlebten ein besorgtes Behütetsein im Kinderheim!

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