Читать книгу Bruder Tier. Mensch und Tier in Mythos und Evolution онлайн

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In der Antarktis, wo die südlichen Bärenrobben ihr Ausbreitungsgebiet haben, vollzieht sich das gleiche Geschehen, nur beginnt es im November und währt bis zum März des folgenden Jahres.

Während dieser ganzen Zeit nehmen die Robben keinerlei Nahrung zu sich. Das Leben ist jetzt nicht Raub und Jagd, sondern Muße und Nichtstun. Es ist auch Streit unter den Männern, es ist Liebesspiel und Behagen. Die Kälbchen wachsen heran und treiben ihren kindlichen Unfug. Wer die Möglichkeit hatte, wie Lockley3 durch viele Wochen bei einem solchen Brutplatz zu leben und seine Sitten und Zustände zu beobachten, ist immer wieder von der Zauberwelt dieses Daseins gefangen genommen.

Was sich auf allen diesen Plätzen, an welchen Flossenfüßer landen und sich niederlassen, abspielt, ist ein Bild ihres Eingebettetseins in den Sonnengang. Wenn das Tagesgestirn seiner jährlichen Kulmination zustrebt, dann steigen die Robben aus dem Meer ans Land. Sie folgen dem Aufstieg der Sonne. Nicht weil es wärmer wird und weil sie nun am Trockenen bessere Lebensbedingungen haben, verlassen sie das Meer. Das Tagesgestirn trägt sie mit seinem steigenden Licht aus den Tiefen des Wassers in die Höhen des Luftkreises. Es ist ein sommerlicher Einschlafprozess, der sich vollzieht. Die Robben werden von Traumbildern durchzogen und müssen sich ihnen hingeben. Dieser Bewusstseinswandel führt sie aus den Tiefen des Meeres ans Land. Sie hören auf zu essen, bereiten die Stätten ihres Liebeslebens vor und haben eine Art von Feriennacht. Ein Sommerschlaf beginnt über die verschiedenen Familien und Arten der Robben hinwegzuziehen.

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