Читать книгу Zwei Minuten Ewigkeit онлайн
14 страница из 60
Bestimmt haben Sie schon einmal gehört oder gelesen, dass viele Menschen im Angesicht des Todes ihren »Lebensfilm« gesehen haben sollen. Es mag wie ein Klischee klingen, aber genau das passierte mir auch, nur war es mehr als bloss ein Film. In diesem Zeitfenster lebte ich nämlich mein gesamtes bisheriges Leben noch einmal durch. Ich erlebte meine Geburt, meine Kindheit, alle meine Geburtstage, meine Kindergarten- und Schulzeit … Jeden Gedanken, jeden Geruch, jedes gesprochene Wort und jeden Traum erlebte ich noch einmal, aber nicht etwa in einem Zeitraffer, sondern in voller Länge und Intensität. Ich lernte noch einmal laufen, rechnen und schwimmen, ich las noch einmal alle Bücher, zankte mit meinen Geschwistern, verliebte mich und tat alle meine kleinen Gemeinheiten und Fehler noch einmal.
Bei dieser Retrospektive stand ich aber gleichzeitig als Beobachter dabei und schaute mir das ganze Geschehen aufmerksam an. Ich war also zwei Personen: eine, die es erlebte und eine, die es beobachtete, zugleich aber war es ein und dieselbe Person. Während dieses Erlebens und Beobachtens gewahrte ich zudem ein liebevolles Wesen neben mir, das ich zwar nicht sehen, dessen Anwesenheit ich aber ganz stark spüren konnte. Als ich am Ende des Rückblicks angekommen war, forderte mich das Wesen wohlwollend auf, nun mein Leben, und was ich daraus gemacht hatte, zu beurteilen. Es hatte nicht mit mir gesprochen, sondern direkt in mein Bewusstsein gedacht und ich nahm die Gedanken wie gesprochene Worte wahr, ein Phänomen, das ich in naher Zukunft noch einmal erleben sollte.