Читать книгу Homeoffice. Ein pandemisches Experiment онлайн

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Etwas anders gelagert waren die Absichten, mit denen die angestellten Kollegen mit festem Büroarbeitsplatz den Begriff »Homeoffice« zu jener Zeit verwendeten. Wenn sie, meist etwas zu forsch, morgens per E-Mail oder am Telefon verkündeten: »Heute mache ich mal Homeoffice«, signalisierte das eine kurzfristige Abwesenheit, für die man nicht gewillt war, wertvolle Urlaubstage herzugeben. Die Gründe für solche spontanen Homeoffice-Tage konnten vielfältiger Natur sein und wurden meist nicht direkt angesprochen: Ein ungünstiger Handwerkertermin (»Wir kommen zwischen 8 und 12«), ein nicht rechtzeitig fertiggestellter Text, streikende Verkehrsbetriebe, eine durchzechte Nacht oder ein plötzlich durchbrechender Freiheitswille (»Nein, ich lasse mich heute nicht an der Kette ins Büro zerren«).

Den Homeoffice-Tagen lag also immer eine Art Ausnahmezustand zugrunde, die an der ansonsten gültigen Normalität und Notwendigkeit, der Präsenz im Büro, keinerlei Zweifel aufkommen ließ. Entsprechend akzeptierten die Vorgesetzten solche Ansagen in der Regel schulterzuckend, solange nicht an der stillen Vereinbarung gerüttelt wurde, diesen Joker des Zu-Hause-Bleibens nicht allzu oft zu ziehen. Niemals allerdings wäre es akzeptiert worden, hätte ein Kollege am Freitag verkündet: »Die nächste Woche mache ich Homeoffice.« Auch wenn er glaubwürdig versichert hätte, sein Arbeitspensum genauso gewissenhaft wie im Büro zu erledigen, ein Augenrollen und heftiges Kopfschütteln der Chefin wären ihm sicher gewesen. Um solch einen extravaganten Wunsch durchzusetzen, hätte er am Ende einen Kranken- oder Urlaubsschein gebraucht.

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