Читать книгу Love or Lie. Alles für dich онлайн

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»Ich bin auch kein reiner Befürworter der Show, aber ich finde sie sehr amüsant. Angeblich ist auch nichts geskriptet.«

»Angeblich. Das glaubst du doch selbst nicht.« Ich rolle mit den Augen. »Man macht sich total zum Idioten. So viele künstliche Streitereien, dieses ständige Hahn-im-Korb-Gehabe … das tut mir schon beim Zusehen weh.« Mein Blick wandert wieder zu ihm, und ich nehme ihn das erste Mal etwas genauer in Augenschein. Er trägt ein Hemd, vermutlich war er zuvor geschäftlich unterwegs. Er hat dunkle Haare, ausgeprägte Kieferknochen und Bartstoppeln, die etwas zu lang sind, um noch als Dreitagebart durchzugehen. Seine Augen wirken so dunkel, als hätten sie ein Stückchen Nacht eingefangen. Er verschränkt die Arme vor der Brust.

»Entschuldige, wenn diese Frage unbegründet ist …« Er lacht leise. »Aber wenn du nichts von dieser Show hältst, wieso nimmst du dann daran teil?«

»Die Frage ist nicht unbegründet.« Ich zögere und berühre mit dem Zeigefinger meine Nasenspitze, ein Tick, der sich oft anbahnt, wenn ich nachdenken muss oder aufgeregt bin. Sie rührt von der Redensart meines Vaters, der immer meinte: Ist die Nase kalt, ist der Hund gesund. Und irgendwie habe ich das auf mich selbst übertragen. Solange meine Nase kalt ist, kann mir nichts Schlimmes passieren. Sie fühlt sich sogar sehr kalt an, beinahe eisig, und erst jetzt merke ich, dass ich zittere. Wie lange ich wohl schon hier sitze? Haben wir schon Winter? Fängt es gleich an zu schneien? Ich bemerke seinen erwartungsvollen Blick und erinnere mich daran, dass er mich etwas gefragt hat. Auf gar keinen Fall möchte ich ihm von meiner Kündigung und vor allem Merves Geschichte erzählen. Das ist einfach zu privat und geht ihn nichts an. »Meine Freundinnen haben mich dazu überredet, und ich habe keine andere Wahl.« Sein Gesichtsausdruck verrät, dass er gern nachgefragt hätte, er verkneift es sich aber und schweigt. Mir ist allmählich wirklich kalt, und es ist höchste Zeit, wieder nach drinnen zu gehen. Mit steifen Gliedern stehe ich auf, wobei ich so sehr schwanke, dass mich der Fremde am Ellenbogen festhalten muss. »Vorsicht!« Er richtet sich ebenfalls auf, seine Hand immer noch an meinem Arm. Nur ganz leicht, so als wolle er mir damit sagen, dass er mich notfalls auffängt. Ich bedanke mich zerknirscht. Ein Prickeln durchfährt mich, von dem ich nicht weiß, ob es von der Kälte oder seiner Berührung kommt. Ich will die Hände in die vorderen Hosentaschen meiner Jeans stecken und bemerke erst, dass diese viel zu klein sind, als ich mich bereits zu lange damit aufhalte. Etwas verlegen hake ich schließlich meinen Daumen in eine Gürtelschlaufe. Nach all den Jahren in Skinny Jeans vergesse ich das wirklich immer noch hin und wieder.

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