Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Damit sind die außenpolitischen Dimensionen ihrer Regierung und die internationale Verflechtung des Russischen Imperiums in Europa angesprochen. Die beiden Kriege gegen das Osmanische Reich mit ihrer jeweils folgenden Südexpansion und die drei Teilungen Polens, aber auch der Bayerische Erbfolgekrieg mit Russlands gestärkter Position im Reich, der Krieg gegen Schweden und die Französische Revolution heben ihre Herrschaft auf eine europäische Ebene. Expansion in Konzepte aufgeklärter Herrschaft zu integrieren, war eine Herausforderung, die sie annahm. Territoriale Expansion und geopolitische Einflussnahme waren für sie als Felder politischen Handelns ebenso bedeutsam wie die ›gute‹ Regierung des Imperiums und sollten dazu dienen, Russland Akzeptanz als europäischer Macht zu verschaffen.

Katharina sah sich als beispielgebende Herrscherin im Zeitalter der Philosophen, die ihre Herrschaft durch Lektüre von staatsrechtlicher und ›aufgeklärter‹ Literatur untermauerte. Bildung, Transfer von Kultur und Wissenschaft dienten ihr als Mittel der Modernisierung des Reiches5 und der Rationalisierung von Politik und Verwaltung. Die Schere zwischen dem Anspruch, den die Kaiserin selbst erhob, und den sozialen Spannungen, die sich etwa in dem größten Volksaufstand der russischen Geschichte unter Emeljan Pugačev (1773–1775) entluden, war ihrem Handeln eingeschrieben.6 Ebenso bedeutsam ist der Umstand, dass aufgrund ihrer langen Regierungszeit sowie vor dem Hintergrund der Französischen Revolution und der Entwicklungen der ›Sattelzeit‹7 ihre Art, Herrschaft auszuüben, schon vor ihrem Tod als ›vergangen‹ erschien.

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