Читать книгу Pellegrina. Eine italienische Radsportwallfahrt онлайн

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Am Bahnhof von Terontola, einem kleinen Ort an der Grenze der Toskana zu Umbrien, ist auf dem Bahnsteig neben dem Warteraum eine Plakette an der Wand angebracht. Sie erinnert an eine andere Taktik, die Bartali anwandte, um Juden bei der Flucht zu helfen. Der Text lautet:

Gino Bartali, der große Radrennfahrer, hielt hier in den Jahren 1943 und 1944 auf seiner Trainingsstrecke zwischen Florenz und Assisi mehrmals an, um Menschen zu helfen, die während des Zweiten Weltkriegs aus politischen Gründen oder aufgrund von Rassenwahn verfolgt wurden.

Es ist eine Kurzzusammenfassung. Nicht zufällig legte Bartali gerade in Terontola stets eine Pause ein. An diesem Bahnhof mussten nämlich die jüdischen Flüchtlinge, die in Assisi neue Papiere bekommen hatten, in einen anderen Zug umsteigen, um nach Bologna, Rom, Mailand oder in die Schweiz weiterzufahren. Beim Umsteigen wurden auch ihre Papiere kontrolliert, was stets ein heikler Moment war. Also setzte sich Bartali bei seinen Fahrten als postino per la pace, als Friedenspostbote, immer in eine kleine Bar gegenüber dem Bahnhof von Terontola, wenn gerade der Zug aus Assisi ankam. Die Anwesenheit des Radsportstars verursachte stets viel Aufsehen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in der Bar, auf der Straße und natürlich auch im Bahnhof: Bartali ist hier! Er versuchte immer, in den sechs bis sieben Minuten, die das Umsteigen dauerte, für so viel Trubel zu sorgen, dass die Beamten, die die Ausweise kontrollieren mussten, abgelenkt waren und die Flüchtlinge unbehelligt in den nächsten Zug gelangten.

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