Читать книгу Geld - Spiel - Glück. Glücksspiele und -spieler aus historischer, philosophischer und psychologischer Sicht онлайн

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Die gleiche Vorstellung begegnet uns an den Wänden der christlichen Kirchen des Mittelalters. Dort beherrscht Fortuna das irdische Jammertal und thront als Königin über dem Schicksalsrad, das alle Menschen mitreisst. Nur Fortuna selbst ist diesem Kreislauf entzogen. Die Menschen aber müssen sich ihm stellen: Die Armen befördert das Rad des Schicksals nach oben, die Reichen stürzt es herab. Niemanden lässt Fortuna dort, wo er ist.

Die Erfahrung, die hinter diesem eindrucksvollen Bild steckt, ist in unserer hoch technisierten Welt fast verloren gegangen. Der Zufall scheint keinen Platz mehr zu haben. Wir suchen die Verantwortlichen gerichtlich, wenn sich ein Radreifen an einem ICE-Wagen löst und zum schwersten Unglück der Ära der Hochgeschwindigkeitszüge führt. Ursachenforschung hat Hochkonjunktur, und wo immer uns der Zufall kalt erwischt, reagieren wir panisch.

Wie sollen wir damit umgehen, dass die Natur eben nicht berechenbar ist? Sie schafft Menschen, die leicht, und solche, die schwer lernen. Da kann das beste Schulsystem nichts ausrichten. Was sollen wir gegen zufällige Schäden des Erbguts machen? Reale Behinderungen lassen sich nicht aus der Welt schaffen, indem man Behinderte «anders Begabte» oder «Menschen mit besonderen Fähigkeiten» nennt. Vulkane brechen aus und Börsenkurse brechen zusammen. Wann dies geschieht, kann bis heute niemand exakt vorhersagen.

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