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Tatsächlich dürften es jedoch Ludwig Viktors homosexuelle Neigung gewesen sein, die seine Position am Wiener Hof untergraben. Kaiser Franz Joseph und Elisabeth versuchen zunächst, ihm Sophie aus dem Hause der Wittelsbacher als Ehegattin zuzuführen. Doch diese lehnt dankend ab, was seine Selbstachtung schwer verletzt. Ludwig Viktors Bruder, Kaiser Maximilian von Mexiko, hat keine rechtmäßigen Erben und will daher „Luziwuzi“ zu einer Heirat mit der Tochter des brasilianischen Kaisers Pedro II. bewegen. Somit wären Mexiko und Brasilien Teil einer großen, transatlantischen Habsburgermonarchie. Doch dann wird Maximilian 1867 erschossen und die Geschichte läuft in ganz andere Bahnen. Luziwuzis Eskapaden weisen aber auch in die ganz andere Richtung. Denn von der Tänzerin Claudia Couqui erhält er ein Billett, in dem sie ihm für eine gemeinsame Nacht dankt.

Als Ludwig Viktors homophile Neigungen aber immer öffentlicher werden und zu Skandalen führen, muss der Kaiser handeln. So soll sich Ludwig Viktor im Wiener Centralbad in der Weihburggasse einem Offizier derart anzüglich genähert haben, dass dieser ihn ohrfeigt. Der Salzburger Historiker Ernst Hanisch hat darauf verwiesen, dass in ganz Europa damals, später verstärkt durch den Prozess um den irischen Dichter Oscar Wilde, eine homophobe Panik ausgebrochen sei. Der exzentrische Sonderling muss daher vom Wiener Hof entfernt werden. Kaiser Franz Joseph entscheidet daraufhin bereits 1861, dass Ludwig ihn in Salzburg vertreten solle, wohin man bereits die Witwe des Kaisers Franz I., Caroline Auguste, abgeschoben hatte. Ludwig residiert nun im Schloss Kleßheim. Da dieses aber im Winter kaum beheizbar ist, lässt er vom Architekten Heinrich von Ferstel, dem Erbauer der Votivkirche und des Hauptgebäudes der Universität Wien, das sogenannte Winterschloss erbauen, besser bekannt als Kavalierhaus. Dieses wird bis ins Detail blau-weiß eingerichtet, von den Teppichen und Tapeten über das Porzellan bis zum Zigarrenlöscher und der Nagelfeile. Ferstel baut für ihn auch im Renaissancestil das Palais am Schwarzenbergplatz in Wien.

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