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Irma von Troll-Borostyáni hingegen trägt Männerkleidung und einen Kurzhaarschnitt, Hemden mit Stehkragen und Masche und raucht in der Öffentlichkeit Zigarren. Sie polemisiert gegen die weibliche Erziehung und den damals einzig möglichen Beruf der Frau als Gattin. Sie fordert eine bestmögliche Ausbildung für Mädchen als Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben und kämpft gegen die Prostitution. Einer ihrer Kernsätze ist: Ich fühle mich unfähig, weiblich zu sein.“ Ihr maskulines Gehabe sorgt bei der spießigen Bürgerschaft der Kleinstadt Salzburg für gehörige Erregung.

Marie von Troll (so ihr Geburtsname) wird als jüngstes von vier Kindern des Zollbeamten Otto Ritter von Troll und seiner Frau Josefine von Appeltauer am 31. März 1847 im Baumeister-Rauscher-Haus in der Griesgasse 4 in Salzburg geboren. Da es für Mädchen keine Ausbildung in Gymnasien oder an der Universität gibt, bleibt nur das Benediktinerinnenkloster am Nonnberg als Ausbildungsstätte. Nach zwei Jahren im klösterlichen Ausbildungsbetrieb erkrankt das Mädchen an einem heftigen Nervenfieber. In ihrer Ablehnung des stockkonservativen weiblichen Rollenbildes lässt sie sich nun die Haare kurz schneiden und trägt fortan Männerkleidung. Sie nennt sich nun Irma, um sich von ihrem bisherigen Dasein radikal zu distanzieren. Als der Vater 1866 plötzlich stirbt, hat Marie die Wahl zwischen einer Heirat oder dem Leben als Gouvernante. Sie will Schauspielerin werden, was jedoch von ihrer Mutter und ihren Brüdern abgelehnt wird. So lässt sie sich in Wien zur Pianistin ausbilden. Neben ihrer musikalischen Ausbildung verfasst sie in der Bundeshauptstadt unter den Pseudonymen Leo Bergen oder Veritas Skizzen und Essays für diverse Tageszeitungen.

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