Читать книгу Der Dunkelgraf онлайн

42 страница из 129

Ja wohl, wie ich mir allerdings recht gut denken kann! unterbrach ihn die alte starre Aristokratin. Doch Windt fuhr ruhig fort: Die Frau Mutter des Herrn Grafen drohte, sich gänzlich von ihm loszusagen, wenn er dem Verlangen des Volkes nachgebe, der Graf aber sprach: Ich bin Edelmann und muß im Glücke halten, was ich im Unglücke versprochen habe. Die Zwietracht mit der Mutter blieb, und der Herr Graf blieb Ober-Amtmann.

So spalten die unseligen politischen Parteikämpfe den Frieden und die Herzen der edelsten Familien! rief fast im heftigen Tone die alte Reichsgräfin. Meine Frau Schwiegertochter hat vollkommen Recht! Auch mir schnitt es tief in das Herz, zu sehen, wie ein Angehöriger meiner Familie mit dem Pöbel, der Hefe, zu liebäugeln sich herabließ und sich wegwarf. Aber zuletzt sind Sie selbst solch ein elender Demokrat, Windt!

Der Haushofmeister war einen Augenblick betroffen durch den schneidenden und vorwurfsvollen Ton der alten Frau, deren Gemüth jetzt an der empfindlichsten Stelle und durch eine der unliebsamsten Erinnerungen berührt worden war; doch blieb er gefaßt und entgegnete in seiner zwar unterwürfigen, aber stets würdevollen Redeweise: Ihro Excellenz scheinen sich im Augenblick nicht daran erinnern zu wollen, daß die oranische Partei, für welche der Herr Graf wirkt, nicht die sogenannte Volkspartei war, daß erstere vielmehr durch die untern Schichten gegen die letztere zu wirken suchte, daß aber auch die niederländischen Republikaner keineswegs eine Revolution wollten. Der Herr Graf ist als Oberrichter stets gerecht und unparteiisch erschienen; er hat darauf das wachsamste Auge, daß Niemand Unrecht erleide, er hilft Allen, denen er nur irgend helfen kann, seien es sogenannte Patrioten, oder keine, und viele Unglückliche hat er als geschickter und rechtskundiger Anwalt so vertheidigt, daß sie schweren Strafen entgingen, denen sie ohne ihn anheim gefallen wären; daher verdient sein Benehmen, als das eines Mannes von Wort und von Ehre, weder Tadel noch Mißtrauen. Und was endlich meine »elende Demokratie« betrifft, wie Excellenz sich auszudrücken beliebten, so gebe ich dem Wunsche Worte, es möchte das ganze heilige römische Reich so glücklich sein, lauter Demokraten meines Schlages zu besitzen, dann würde überall Ruhe, Friede und Ordnung, und nirgend Empörung gegen Obere sein. Aber jeder Mensch hat minder oder mehr Gefühl für die Freiheit; wer dieses läugnet oder verläugnet, ist ein feiler Sclave, oder in seiner eigenen Seele selbst ein Stück von einem Despoten; ich bin keins von beiden. Derjenige jedoch, welcher an der gegenwärtigen, fanatischen, wahnsinnigen französischen Freiheitsraserei Theil nimmt und Behagen daran findet, ist ein Jacobiner, ein Anarchist, ein Verbrecher: das bin ich auch nicht, sondern stets zu Ihrer Excellenz Diensten.

Правообладателям