Читать книгу Der Dunkelgraf онлайн

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Viele ihrer Verwandten hofften, alle mit gleicher Berechtigung, auf ihr Erbe, aber starr, wie die alte Reichsgräfin, gab es Maria dem, dem sie die Fülle ihrer gnadenreichen Gunst zugelenkt, Johann dem Sechzehnten, Grafen zu Oldenburg, indem sie ihm ausschließlich die Herrschaft vererbte.

Vergleiche zwischen dem Einst und dem Jetzt lagen dem über die Vergangenheit sinnenden Ludwig nahe genug. Kaum hatte die alte Ahnherrin und noch mit dem Wunsche das Auge geschlossen, es möge ihr Residenzschloß erhalten bleiben – die örtliche Sage kündete, daß in dessen Grundtiefen ein reicherer Schatz vergraben liege, als die Herrschaft Jever und die Herrlichkeiten Varel und Kniphausen zusammen werth seien – und der Erbherr die Herrschaft angetreten, so war auch Zwist und Hader erwacht, und das Schloß sammt der Herrschaft wurde zum Erisapfel. Siegreich gewann Graf Johann den von seinen um die Miterbschaft ringenden Verwandten vor dem brabanter Lehnhof anhängig gemachten Rechtsstreit; aber sein Sohn Anton Günther trat unkluger Weise das schöne, vom Vater ihm überkommene Erbtheil an den Fürsten von Anhalt-Zerbst, den Sohn seiner Schwester Magdalene, ab, und von diesem 1793 aussterbenden Hause fiel die Herrschaft Jever als Kunkellehen an Auguste Friederike, die einzige überlebende Prinzessin des Hauses Anhalt-Zerbst, welche als Kaiserin Katharina II. auf Rußlands Throne saß. Dadurch setzte Rußland seinen Fuß zuerst als reichsfürstlicher Gebieter auf deutschen Boden. So wunderbar fügen und verschlingen sich die Geschicke mancher Orte und Länder. Der Sprößling des Hauses Oldenburg und Delmenhorst, Graf Ludwig, stand jetzt im ehemaligen Lande seiner Väter und Ahnen auf einer russischen Warte. Die weitentfernten Besitzer hatten das Schloß nicht erhalten können, nicht erhalten wollen, so war es verfallen, und fast nur die Sage erzählte noch seine Geschichte, und flüsterte geheimnißvolle Mären von der schönen Erbtochter Maria von Jever, die eine Freundin der nicht minder schönen Maria, Erbtochter von Burgund, gewesen war, von verschwiegener Liebe und von tiefem unheilbarem Herzeleid, wie von Dingen und Thaten, mit denen sich viele Bücher füllen ließen.

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