Читать книгу Gesammelte Werke . Romane, Novellen, Erzählungen, Gedichte und Autobiographie онлайн

22 страница из 364

Frühmorgens durch die Winde kühl

Zwei Ritter hergeritten sind,

Im Garten klingt ihr Saitenspiel,

Wach auf, wach auf, mein schönes Kind!

Ringsum viel Schlösser schimmernd stehn,

So silbern geht der Ströme Lauf,

Hoch, weit rings Lerchenlieder wehn,

Schließ Fenster, Herz und Äuglein auf!

Friedrich war gar nicht begierig, die alte Schöne kennen zu lernen, und blieb ruhig in der Tür stehen. Da hörte er oben ein Fenster sich öffnen. Guten Morgen, lieber Bruder! sagte eine liebliche Stimme. Leontin sang:

So wie du bist, verschlafen heiß,

Laß allen Putz und Zier im Haus,

Tritt nur herfür im Hemdlein weiß,

Siehst so gar schön verliebet aus.

Wenn du so garstig singst, sagte oben die liebliche Stimme, so leg ich mich gleich wieder schlafen. Friedrich erblickte einen schneeweißen, vollen Arm im Fenster und Leontin sang wieder:

Ich hab einen Fremden wohl bei mir,

Der lauert unten auf der Wacht,

Der bittet schön dich um Quartier,

Verschlafnes Kind, nimm dich in acht!

Friedrich trat nun aus seinem Hinterhalte hervor und sah mit Erstaunen seine Rosa im Fenster. Sie war in einem leichten Nachtkleide und dehnte sich mit aufgehobenen Armen in den frischen Morgen hinaus. Als sie so unverhofft Friedrich erblickte, ließ sie mit einem Schrei die Arme sinken, schlug das Fenster zu und war verschwunden.

Правообладателям