Читать книгу Ahnung und Gegenwart. Entwicklungsroman über den Kampf gegen sich selbst онлайн

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Unterdes hatte die Musik aufgehört, das Zimmer oben wurde leer. Man hörte unten die Tür auf- und zugehen, verschiedene Parteien gingen bei dem schönen Mondscheine im Garten auf und nieder, und auch die beiden alten Herren verschwanden vor dem Fenster. Da kam ein junges Paar, ganz getrennt von den übrigen, langsam auf den Baum zugewandelt. Gott steh' uns bei, sagte Leontin, da kommen gewiß Sentimentale, denn sie wandeln so schwebend auf den Zehen, wie einer, der gern fliegen möchte und nicht kann. Sie waren indes schon so nahe gekommen, daß man verstehen konnte, was sie sprachen. Haben Sie, fragte der junge Mann, das neueste Werk von Lafontaine gelesen? Ja, antwortete das Mädchen, in einer ziemlich bäuerischen Mundart, ich habe es gelesen, mein edler Freund! und es hat mir Tränen entlockt, Tränen, wie sie jeder Fühlende gern weint. Ich bin so froh, fuhr sie nach einer kleinen Pause fort, daß wir aus dem Schwarm, von den lärmenden, unempfindlichen Menschen fort sind; die rauschenden Vergnügungen sind gar nicht meine Sache, es ist da gar nichts für das Herz. Er: O, daran erkenne ich ganz die schöne Seele! Aber Sie sollten sich der süßen Melancholie nicht so stark ergeben, die edlen Empfindungen greifen den Menschen zu sehr an. Sie sieht aber doch, flüsterte Friedrich, blitzgesund aus und voll zum Aufspringen. Das kommt eben von dem Angreifen, meinte Leontin. Er: Ach, in wenigen Stunden scheidet uns das eiserne Schicksal wieder, und Berge und Täler liegen zwischen zwei gebrochenen Herzen. Sie: Ja, und in dem einen Tale ist der Weg immer so kotig und kaum zum Durchkommen. Er: Und an meinem neuen schönen Parutsch gerade auch ein Rad gebrochen. Aber genießen wir doch die schöne Natur! An ihrem Busen werd ich so warm! Sie: O ja. Er: Es geht doch nichts über die Einsamkeit für ein sanftes, überfließendes Herz. Ach! die kalten Menschen verstehen mich gar nicht! Sie: Auch Sie sind der einzige, mein edler Freund, der mich ganz versteht. Schon lange habe ich Sie im stillen bewundert, diesen wie soll ich sagen? diesen edlen Charakter, diese schönen Sentimentre Sentiments wollen Sie sagen, fiel er ihr ins Wort und rückte sich mit eitler Wichtigkeit zusammen.

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