Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Die Finnen sind definitiv ein besonderer Menschenschlag. Ihre außergewöhnliche Sprache hat nichts gemein mit den übrigen, ansonsten eng verwandten nordischen Sprachen; ihre Sprecher sollen aus dem Nordwesten Sibiriens gekommen sein, bevor sie sich im unwirtlichsten Teil von Skandinavien niederließen. Hier oben zu überleben, war seit jeher ein hartes und grenzwertiges Unterfangen. Ein Drittel der finnischen Bevölkerung kam in einer Hungersnot ums Leben, die erbarmungsloser war und auch jüngeren Datums als jene, die von der Kartoffelpest in Irland verursacht wurde. Noch heute werden 90 Prozent der Landesfläche als rurale Wildnis eingestuft.

Während die Nachbarn sich entwickelten und erblühten, verharrte Finnland in bäuerlicher Armut. Es ist erstaunlich, sich vor Augen zu führen, dass diese archetypische Industrienation bis vor wenigen Generationen im Grunde mittelalterlich war. Die Lebenserwartung von Männern stagnierte bis weit in das letzte Jahrhundert in den niedrigen Vierzigern. In den 1920er Jahren waren die Zeiten so hart, dass die ersten Wachtposten, die entlang der Grenze zur jungen Sowjetunion errichtet wurden, in erster Linie dazu dienten, Landsleute auf der Suche nach einem besseren Leben an der Flucht nach Russland zu hindern. Eine ländliche Tradition heidnischer Hexenkulte, die sich bis weit in die 1930er Jahre hielt, ging erfreulicherweise in der Schöpfung der Mumins auf. In den 1950er Jahren arbeitete die Hälfte aller Finnen in der Land- oder Forstwirtschaft und bis in die Sechziger nutzten einheimische Holzarbeiter Pferde, um Baumstämme zu transportieren, und schliefen in primitiven Unterkünften im Wald, deren Kojen mit Trennwänden ausgestattet waren, um das Einatmen des tuberkulösen Auswurfs des Bettnachbarn zu verhüten. Sie waren Holzfäller, aber es ging ihnen nicht gut.

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