Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Der Winterkrieg begann am 30. November 1939 mit einem Luftangriff auf Helsinki, bei dem 200 Bewohner umkamen. In den Tagen darauf überquerten 425.000 russische Soldaten die finnische Grenze an zehn Punkten entlang fast ihrer gesamten Länge – eine Invasionsmacht, die beinahe drei Mal so groß war die diejenige, die am D-Day den Ärmelkanal überquerte. Doch viele Soldaten der Roten Armee schafften es nicht einmal aus dem Mutterland heraus. Der Winter 1939/40 entwickelte sich zum härtesten seit hundert Jahren und ein Zehntel der russischen Truppen fiel Erfrierungen zum Opfer, noch bevor sie die Grenze überschritten hatten.

Liest man Schilderungen des Winterkriegs, verbringt man viel Zeit damit, ungläubig den Kopf zu schütteln. Schleicht man auf einem Klapprad durch Tiefschnee an den blutigsten Schauplätzen dieses Krieges entlang, wird das Kopfschütteln noch um eine Dreingabe schwerer, dunstiger Seufzer ergänzt. Wie furchtbar war es, sich die Verbände der Roten Armee vorzustellen, die in Filzstiefeln ohne Sohlen und in Wollumhängen benommen durch diese Wälder stapften. Wie leicht war es, ihnen nachzusehen, die selbstmörderisch verräterischen Feuer zu entzünden, um die sie sich nachts kauerten, große Stöße lodernder Stämme, die finnische Scharfschützen von Ferne herbeilockten. Und wie unfassbar grausam war es, sich auszumalen, wie die Russen bibbernd einen aufgegebenen Befehlsstand einnahmen und entdeckten, dass jeder Finne selbst an der Front auf eine Sauna und eine warme Mahlzeit hoffen durfte. Als ein durchgefrorenes und hungriges Bataillon eine finnische Feldküche überrannte, konnten sie den Kesseln mit Wursteintopf, die noch vor sich hin blubberten, nicht widerstehen; als sie sich an den warmen Öfen die Bäuche vollschlugen, formierten sich die Köche neu, kehrten zurück und massakrierten 400 Mann.

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