Читать книгу Kurswechsel bei 5.0. Porträts einer Frauengeneration, die sich neu erfindet онлайн

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Als wir vor bald zwanzig Jahren das Interview für das erste Buch führten, war Sophie Karmasin eine der wenigen Dreißigerinnen, die schon ein Kind hatten. »Mein zweiter Sohn kam dann bald auf die Welt. Aber das war keine große Veränderung, es war so klar, dass wir zwei Kinder bekommen.« Wirtschaft, Politik, Familie – wo beginnen wir unser Gespräch über ihr Lebensfeeling in ihren Fünfzigern, über die gesellschaftliche Stellung von Frauen dieses Alters, über ihre Erfahrungen mit der Politik, über das, was sie, die sich als Schülerin gerne als »Emanze« bezeichnet hatte und im Spaß jetzt von ihrem jüngeren Sohn öfter »Feministin« geschimpft wird, ihren beiden fast erwachsenen Söhnen mitgeben will und, und, und? Versuchen wir es chronologisch: Als Meinungsforscherin machte sich Sophie Karmasin Anfang der 2000er-Jahre zunehmend einen Namen, unabhängig von ihren bekannten Eltern. Gemeinsam mit dem Politologen Peter Filzmaier analysierte sie in der ZIB 2 die Innenpolitik immer dann, wenn wieder einmal gewählt wurde, Koalitionen verhandelt oder gebildet wurden oder wenn es eben ganz besonders viel innenpolitisch zu besprechen gab. Dadurch waren wir uns regelmäßig beruflich begegnet, Sophie Karmasin war eine Expertin, die ich in unsere Sendungen einlud. Aber sie war gefühlt auch »eine von uns« – eine der Politik-BerichterstatterInnen, der Politik-BeobachterInnen. Keine Journalistin, aber eine Kollegin – bis zum 12. Dezember 2013. Da wurde Sophie Karmasin von der ÖVP zur Ministerin für Familie und Jugend ernannt. »Ich war sehr nahe dran an der Politik durch die Analysen im Studio der ZIB 2, durch viele Studien mit meinem Institut. Ich war nahe dran, aber es war etwas komplett anderes«, erzählt sie. »Damals habe ich mir immer gedacht, warum soll Politik so brutal sein und verlogen und so intrigant? Ich verstand das gar nicht, bis – ich schwör’s – zur ersten Stunde, in der ich in diesem System angekommen bin. Wie Politik nach außen vermittelt wird und wie sie nach innen funktioniert, ist wirklich etwas ganz anderes. Wie dieselben Menschen mit dir kommunizieren und mit dir umgehen, wenn du auf einmal in ihrem System bist, und wie sie das tun, wenn du wieder draußen bist. Für mich war das unglaublich spannend, wie stark Systeme und Rollen sind und wie sehr sie Kommunikation und Beziehungen beeinflussen.«

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