Читать книгу A votre santé. Der Coach im Weinberg онлайн
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Ich habe Freunde, auf deren ausgewogenes Weinurteil und Neugier eigentlich Verlass ist, und deren Persönlichkeitsstruktur ich nicht mit der einiger fitnessbewusster Halbmarathonläufer gleichsetze, die von diesen Weinen schwärmen.
Was noch nachzutragen wäre: In der sonderpädagogischen Fachliteratur gibt es den Ausdruck der »erlernten Inkompetenz«: Reaktionen der Umwelt auf eine frühe Diagnose der »Behinderung« – genauer müsste es heißen: einer vermuteten Schädigung – führen dazu, dass die Eigenständigkeit der so bezeichneten Kinder nicht angemessen, weil immer durch eine vermeintliche Schon- und Unterstützungseinstellung beeinträchtigt, gefördert wird und sich so erst zu einer Behinderung auswächst (vgl. Holtz 1994). Hier werden also erst durch das Wirken der relevanten Bezugspersonen Inkompetenzen und Defizite generiert.
Darüber hinaus werden im Mainstream definierte Inkompetenzen auch als solche wahrgenommen, obwohl sie für die Bewältigung von Schwierigkeiten und die Bedürfnisbefriedigung von Individuen häufig die angemessene Reaktion darstellen, um eine befriedigende Entwicklung zu gewährleisten. Watzlawick und andere haben in der Tradition Milton H. Erickson darauf hingewiesen, dass als Symptome oder Probleme bezeichnete Verhaltensweisen häufig individuelle Problemlösungsversuche kennzeichnen, die es wertzuschätzen und zu unterstützen gilt. Beim Coaching werden diese Ideen bereits berücksichtigt, »Probleme« werden als Hinweise auf individuelle Lösungsversuche gesehen, die vielleicht noch nicht erfolgreich sind, die man aber als Ressourcen unterstützen und zielgerichteter gemeinsam ausrichten kann. Außerdem kann es für das Selbstkonzept und die Selbstwerterhöhung von Individuen äußerst hilfreich sein, dass man von außen definierte Inkompetenzen als kompetente Strategien ansieht, die eigene Entwicklung glaubwürdig und viabel voranzubringen.