Читать книгу Die Wohlanständigen. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн
20 страница из 120
Ja, natürlich. Er war ein angesehener Finanzmann.
Von der Werdt hustete vor Ärger. Er hasste es, wenn ihm auch nur der kleinste Fehler passierte.
Es ist also höchste Diskretion angesagt, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Nein, das verstehe ich nicht. Wie meinen Sie das?
Alle Erkenntnisse gehen über meinen Schreibtisch. Ich allein bestimme, was an die Presse geht.
Er drehte sich auf dem Absatz und verschwand.
Michel kochte vor Wut.
Dieser arrogante Schnösel. Der verhält sich genauso wie seine Partei in der Öffentlichkeit. Haben keinen Respekt vor gar nichts, verhalten sich wie durchgedrehte Elefanten im Porzellangeschäft. Tun alles, damit ihnen ihre frustrierte und bornierte Wählerschaft zujubelt. Keine andere Partei fordert so lautstark und beharrlich die härtere Bestrafung von Kriminellen. Sie beklagt sich über Kuscheljustiz und fordert Opferschutz statt Täterschutz. Als ob es das nicht gäbe. Und wenn es um Ausländer geht, ihre sofortige Abschiebung, auch in Krisenregionen. In großflächigen Zeitungsinseraten wirbt sie derzeit damit, die sogenannten Fakten zu präsentieren. Ein ganz besonderes Ärgernis sind ihre dümmlichen Plakate zur Ausländerproblematik. Vor lauter Abschiebung und Durchsetzung vergessen sie die kriminellen Inländer, und zwar die in ihren eigenen Reihen, die – wären sie Ausländer – vielfach des Landes verwiesen werden müssten. Die Skandalchronik dieser Partei war bereits endlos: Unterschlagung, Drohung, Betrug. Die Liste der in Strafverfahren verwickelten Parteikollegen des Polizeichefs wurde über die Jahre länger und länger.