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«Ich brauche deinen Rat.»

«Worum geht es?»

«Dieser Mann aus dem Radio. Ich möchte ihn kennenlernen. Was soll ich ihm schreiben?»

«Sehr geehrter Herr Soundso, ich möchte Sie kennenlernen.»

«Das geht nicht.»

«Warum?»

«Ich will mich nicht lächerlich machen.»

«Was ist daran lächerlich? Er sagt auch, dass er sich für deine Musik interessiert.»

«Ich kann das nicht.»

«Dann weiß ich auch nicht weiter.»

«Ach, komm.»

«Schreib ihm, dass du dich über seine Musikwünsche freust.»

«Was wäre ich ohne dich, Martin! Bis bald.»

Alice hängt auf. Martin. Seine Stimme, seine Arme um sie. Sie waren ihr Zuhause. Mit achtzehn drückten sie zaghaft. Alice hatte Mühe, die Berührungen zu deuten. In der Turnierzeit trainierten sie Missverständnisse weg. Martin hatte sie im Griff. In den letzten Jahren genügten schwache Impulse, um sich zu verständigen. Sie kannte jede Regung seines Körpers. Bahnte sich Streit an, war sein linker Arm steif, war Martin traurig, führte er lasch. Im Glück wurden seine Arme zu ihren, sie hatten vier Füße, waren Vor- und Rückseite. Ob er mit seinem Freund auch tanzt? Sie schaut aus dem Fenster. Auf dem Dachfirst gegenüber hackt eine Krähe auf etwas Rundem herum. Eine Nuss? Alice begreift nicht, was Martin mit Pong verbindet. Er sei fröhlich, sagt Martin, zärtlich. Jeden Tag sage er, wie gut Martin aussehe, wie groß er sei, wie kräftig. «In der Schweiz wäre ich nur ein alter Mann.» Außerdem werde es in Thailand nie richtig kalt, nie grau, das Essen schmecke, die Menschen seien liebenswürdig. Immer sei Zeit für Worte und ein Lächeln. Ihr würde das nicht genügen, um zu einem Mann auszuwandern, den sie von fünf mal fünf Wochen Ferien kennt und mit dem sie sich nicht in der Muttersprache unterhalten kann. «Ich werde Thai lernen», sagte Martin vor der Abreise. «Ich fange ein neues Leben an.»

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