Читать книгу Die Steuersünder. Kriminalroman онлайн

67 страница из 95

Sorge bereitete ihm allerdings die deutsche Steueraffäre. Aufgeschreckt durch die Äußerungen des Anwalts Kellenberger hatte er alle Zeitungsartikel studiert, deren er habhaft werden konnte. Zweifel befielen ihn, ob das Fürstentum das Bankgeheimnis noch zu wahren vermochte. Schon vor zwei, drei Jahren hatte ein gewissenloser Angestellter einer der großen Banken Liechtensteins Kundendaten ausländischer Bankkunden, darunter über tausend reiche Deutsche, gestohlen und für mehr als vier Millionen Euro an den deutschen Bundesnachrichtendienst verkauft. Dieser hatte die Informationen an die Steuerbehörde weitergeleitet. Und jetzt, kürzlich, waren den deutschen Behörden neue cds mit Kundendaten, diesmal aus der Schweiz, zugespielt worden. Die Steuerfahnder vermuteten, häufig zu Recht, dass die denunzierten Personen Einkommen und Vermögen am Fiskus vorbei nach Liechtenstein oder in die Schweiz geschleust und in anonymen Stiftungen versteckt hatten. Razzien im Morgengrauen in vornehmen Villen, Beschlagnahmung von Akten, Verhaftungen – teilweise vor laufenden Fernsehkameras – und Einvernahmen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren die Folge. Da enthüllte die Staatsgewalt eine hässliche Fratze, die man seit gut siebzig Jahren überwunden geglaubt hatte. Dass eine Person als unschuldig galt, bis ein Gerichtsurteil das Gegenteil feststellte, wurde vergessen. Erfolgreiche Anwälte, Unternehmensleiter und reiche Erbinnen erstatteten in großer Zahl Selbstanzeige. Die deutsche Regierung, um ihr ramponiertes Ansehen aufzubessern, offerierte die erbeuteten Daten unentgeltlich den übrigen Regierungen der Europäischen Union. Einige nahmen an, Dänemark lehnte entrüstet ab.

Правообладателям