Читать книгу Schreiben. Reportagen онлайн

8 страница из 19

Nun sitzt er still hinter seinem Pültchen und redigiert. Gestriegelt und geputzt. Heruntergeputzt. Brauchbar. Gereift. Ein angesehenes Mitglied der Redaktion, mit seinem launigen Stil. Er hat gemerkt, dass zwischen Denken und Schreiben ein Unterschied ist, und so abgestumpft ist er noch nicht, dass er glaubt, was er schreibt. Aber er sieht jetzt ein, dass Journalismus eine Möglichkeit ist, sein Leben zu verdienen, so wie Erdnüsschenverkaufen oder Marronirösten. An Veränderung innerhalb der angestammten Zeitung ist nicht mehr zu denken, in den Wirtschaftsteil kann er nicht, es ist ihm nicht gegeben, so unverständlich zu schreiben und so konstant an den Dingen vorbei. Für den Sport kommt er nicht in Frage, da ist er zu wenig rasant, es fehlt ihm der Dampf und die immerwährende Fröhlichkeit, auch die gewisse Trottelhaftigkeit, welche ihn an den Sport glauben liesse. Aber vielleicht ins Ausland, als Korrespondent, ein hübscher Posten in Paris oder London? Da hockt er an der Peripherie und hat noch weniger Einfluss. Vielleicht Mitarbeit bei «Roter Gallus», «Agitation», «Focus» oder «zürcher student»? Davon kann er nicht leben, und er will nicht nur für die Eingeweihten schreiben, will unter die Leute kommen mit seinen Artikeln. Bleibt noch ein Umsteigen in andere Zeitungen, Radio und/oder Fernsehen. Mit seinen Freunden, welche dort arbeiten, hat er das Problem am Stammtisch in der «Stadt Madrid» besprochen. Sie raten ihm ab: er würde genau dieselben oder noch viel ärgere Verhältnisse treffen als bei der angestammten Zeitung.

Правообладателям