Читать книгу Lockdown, Homeschooling und Social Distancing – der Zweitspracherwerb unter akut veränderten Bedingungen der COVID-19-Pandemie онлайн

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Entscheidend am Begriff Neuzugewanderte ist zudem das dem Partizip vorangestellte Adjektiv neu. Es suggeriert, dass es einen Unterschied gibt zwischen neu zugewanderten und zugewanderten Personen, der wiederum an Sprachfähigkeiten festgemacht wird. Werden nämlich Deutschkenntnisse als ausreichend eingestuft, so verliert eine neu zugewanderte Person lediglich das Attribut ‚neu‘ – zugewandert bleibt sie trotzdem. In Bildungsstatistiken werden Zugewanderte dabei häufig in einer Sammelkategorie wie Personen/Schüler:innen mit Migrationshintergrund oder nicht-deutscher Herkunftssprache oder auch DaZ-Lerner:innen subsummiert, häufig ohne zusätzliche Differenzierung individueller Bildungs- und/oder Sprachbiographien.

Die vorgestellte Definition von Massumi und von Dewitz (2015) bezieht sich explizit auf Kinder und Jugendliche in der Schule. Basierend auf der hier vorgenommenen Auslegung der Definition lässt sich der Begriff jedoch auch auf (junge) Erwachsene übertragen. Auch jenseits schulischer Bildungsinstitutionen wird hier für Zugewanderte Sprache zur Bedingung für Partizipation gemacht. Die Parallelen zeigen sich besonders darin, dass beispielsweise der Studienzugang vom Nachweis sprachlicher Fertigkeiten (mit) abhängig ist. Zugewanderte Erwachsene sind, je nach Aufenthaltsstatus, teils verpflichtet zum Besuch sog. Integrationskurse, die im Grunde Sprachkurse sind, und zum Ablegen entsprechender Sprachprüfungen. Sprachkompetenzen fungieren dann als Zugangsvoraussetzung zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Sozialer Teilhabe ist, vereinfacht gesagt, ein Sprachkurs vorgeschaltet. Dieser Usus findet sich in ähnlicher Form auch in der Schule in Form sog. Vorbereitungsklassen, die dem Aufbau grundlegender Deutschkenntnisse dienen, bevor zugewanderte Schüler:innen in Regelklassen übergehen dürfen. Zugleich ist die Art der Beschulung bei neu zugewanderten Schüler:innen, wie die Gruppe selbst, in enormem Maße heterogen. Das Spektrum der Beschulungsmodelle reicht von vollständig separierten Klassen bis hin zu vollständiger Inklusion in Regelklassen von Beginn an. Dazwischen finden sich unterschiedliche teilinklusive bzw. teilseparierende Modelle (vgl. für einen Überblick Ahrenholz et al. 2016, Decker-Ernst 2017, Massumi/von Dewitz 2015).

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