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Möge Sittes Welt auf unvoreingenommene Rezipienten stoßen, die mit Neugierde und Erkenntnisinteresse eintauchen wollen in eine vergangene Phase nicht nur der Kunstgeschichte unseres Landes.


Thomas Bauer-Friedrich Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale)

Einführung



Langblühende Konfliktfelder

Der Maler Willi Sitte, das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und der Bilderstreit um die ostdeutsche Kunst

Paul Kaiser

Es waren zwei Ausstellungen, mit denen das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) in direkter Weise Teil des nationalen Bilderstreits um die Bewertung der im Osten Deutschlands zwischen 1945 und 1990 entstandenen Kunst wurde. Die erste Ausstellung stand 2000 unter dem Titel Bestandsaufnahme: Mittels einer Depothängung, die der räumlichen Inszenierung den Charakter einer grundlegenden Inventur verlieh, zeigte sie an den eingezogenen Gitterwänden eine willkürlich erscheinende Auswahl aus der hauseigenen Sammlung von „DDR-Kunst“ und vermischte rigoros die künstlerischen Sujets und Qualitäten ssss1. Schon der bürokratische Titel der Exposition sowie der in knalliges (SED-)Rot eingefärbte Katalog – ein sperriger Leitz-Ordner, in den die Werkblätter ein- oder eben auch ausgeheftet werden konnten – suggerierten die Idee einer anmaßenden Evaluierung. Letztlich ging es zehn Jahre nach dem Systemwechsel um die Frage, welche Kunst aus der DDR-Zeit dem Publikum überhaupt noch zuzumuten sei. Wie viele ihrer Kollegen in ostdeutschen Museen zu dieser Zeit erweckten auch die Kuratoren dieser Ausstellung den Eindruck, als wären die zur Bewertung vorgeführten Bestände – die noch wenige Jahre zuvor im Hause, teils vom selben Personal, stolz vorgezeigt worden waren – fortan nur noch als kontaminierte Hinterlassenschaften eines untergegangenen Staates zu betrachten, von denen bestenfalls Einzelwerke in das Licht einer gesamtdeutschen Öffentlichkeit gehörten. „Der Arbeiterheld“, beschrieb der Feuilletonist der Tageszeitung Die Welt nach seinem Besuch der Ausstellung seinen Eindruck, „hängt am Maschendrahtzaun, die Brecht-Plastiken und andere Bronzefiguren stehen stramm Sockel an Sockel und platzsparend da. Rückt die sozialistische Garde enger zusammen, oder erahnt man, dass für die Kunst des so ganz anderen Deutschlands nicht viel Raum bleiben wird?“1

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