Читать книгу Du bist unsterblich. Warum wir leben und sterben, leben und lieben онлайн
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Wie sollte ein Kind mit so unterschiedlichen Informationen umgehen und ein ungezwungenes Verhältnis zu seinem Schöpfer aufbauen können? Ich entschied mich daher schon früh, den Teufel aus meinem Glauben auszusparen, weil er so ganz und gar nicht zu dem passte, was ansonsten über die angeblich grenzenlose Liebe Gottes berichtet wurde.
Als ich dann mit wachsendem Interesse und Verstand vernahm, dass der Vatergott aus lauter Liebe zu seinen missratenen Kindern seinen Sohn (der eigentlich gar nicht sein Sohn war, sondern er selber) als Mensch verkleidet auf die Erde schickte, um seine Geschöpfe aus der Misere zu retten und von den Sünden zu erlösen, in die er sie mit seiner ›Versuchung‹ geritten hatte, war meine Verwirrung komplett. Diese himmelschreiende Diskrepanz, die einem da als Glaubensinhalt vorgesetzt wurde, und die ich beim besten Willen nicht verstand, quälte mich. Die Vorschrift, dass man einfach glauben müsse, dass Jesus Christus Gottes Sohn sei, und man damit fein raus sei aus der Bredouille, machte die Sache nicht einfacher. Wenn er uns von unseren Sünden erlöst hat, sodass man sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte, wieso musste man dann trotzdem für seine Fehltritte im Fegefeuer oder in der Hölle braten? Hatte er uns nun eigentlich erlöst oder nicht? Und wieso erlöst er nur jene seiner eigenen Kinder, die an die Jesus-Gottmensch-Erlösergeschichte glaubten und alle, die ehrliche Zweifel hatten oder in einer anderen Religionskultur aufgewachsen waren, nicht? Ist er nun eigentlich der Gott aller Menschen oder nur einer auserwählten Minderheit? Die Sache ging für mich einfach nicht auf.