Читать книгу Wenn Lernen schwierig ist. Alles, was den Lernalltag mit Kindern erleichtert онлайн

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Und tatsächlich: Wieder landet Samira bei der 12. »Ach so«, höre ich sie plötzlich lachen. »Das ist ja ganz einfach. Das Lied heißt ›Die Jahresuhr‹, weil in einem Jahr so viele Monate sind wie große Zahlen auf der Uhr. Dass 12 Zahlen auf der Uhr sind, weiß ich ja. Dann weiß ich ja auch, wie viele Monate es gibt.«

Als Samira in der nächsten Woche kommt, frage ich sie im Verlauf der Stunde, ob sie noch weiß, wie viele Monate ein Jahr hat. Sie sagt mit ernstem Gesicht: »Dreizehn?«, dann grinst sie und sagt: »Scherz! Natürlich zwölf!«

Wenn man sich mit dem Lernen beschäftigt, stellt sich zwangsläufig die Frage: Ist unser Schulsystem in seiner jetzigen Form wirklich geeignet, um junge Menschen auf die Veränderungen des Lebens, so wie sie auf sie zukommen, genügend vorzubereiten? Ein grundlegendes Umdenken würde zwangsläufig wesentliche Veränderungen im Schulsystem nach sich ziehen müssen, die zum Teil lange überfällig sind.

Die Frage, die sich mir stellt, ist folgende: Wie können wir das Gefühl einer Schul-Pflicht wandeln in das Gefühl einer Schul-Chance? Kinder gehen erwartungsvoll in die Schule, sie wollen Lesen und Schreiben lernen, sie wollen mit Zahlen umgehen können, und die meisten von ihnen haben spielerisch schon die ersten Erfahrungen damit gesammelt. Gerade noch haben sie gespielt, und jetzt mit der Schule beginnt der »Ernst des Lebens«. Das sollte so nicht sein. Das Spiel sollte weitergehen, das Lernen sollte auch weiterhin eng mit dem Gefühl des Entdecken-dürfens verbunden sein, dem Wissen, dass ich in meinem eigenen Tempo und auf meine Art lernen darf, dem Vertrauen darauf, dass man mich mit meinen Stärken sieht und mich darin unterstützt, so zu lernen, wie es für mich am leichtesten ist.

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