Читать книгу Equus Lost?. Ein neues Verständnis für die wahre Natur der Pferd-Mensch-Beziehung: Verstehen statt Dominanz онлайн

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Sich selbst erfüllende Prophezeiungen

WARUM SCHEUEN PFERDE?

Die Ansicht (und das Missverständnis), Pferde seien reaktive Tiere, wird durch die Tatsache am Leben erhalten, dass fast alles, was mit Pferden zusammenhängt, auf der zuvor erläuterten Idee basiert, sie seien „Fight or Flight” -Tiere. Es ist dieser eine Satz, der es schwierig macht, anders zu denken, zu handeln, das Pferd anders zu verstehen. Bücher, Blogs, Videos, Trainings-DVDs – die Botschaft ist konstant und eindringlich: „Ein Pferd scheut, weil es in seiner Natur liegt.“

Aber genau hier liegt der Fehler!

Wir Menschen halten dieses Verhalten für natürlich. Statt uns, wenn das Pferd scheut, zu fragen: „Wo bin ich zu weit gegangen?“ oder „Was kann ich anders machen?“, wird eher die Frage gestellt: „Wie kann ich das Scheuen abstellen?“ Wir fangen dann an, das Pferd mit Druck und Futterbelohnungen zu desensibilisieren, in der Hoffnung, ihm die Fluchtreaktion abzutrainieren. Das Problem bleibt aber weiterhin bestehen. Das Pferd hat den Kontext nicht verstanden und wird unter anderen Umständen erneut scheuen. Und erneut werden wir von seinem Verhalten nicht überrascht sein, weil wir denken, dass Pferde einfach so ticken. Ein Pferd beurteilt aber nicht alles nur aus einer Schwarz-Weiß-Perspektive, bei der notwendigerweise zwischen gefährlich und ungefährlich unterschieden werden müsste. Ein Pferd kann auch einfach nur fasziniert sein, weil das Sammeln von Informationen interessant ist. Daraus resultiert nicht unbedingt eine Reaktion, sondern die gewonnene Information wird als Wissen abgespeichert, irgendwo zur Entscheidungsfindung verarbeitet oder einfach zur zukünftigen Anwendung gespeichert – oder eben nicht. Hier ein schönes Beispiel dafür, wie leicht wir das Wissensbedürfnis eines Pferdes ignorieren können: Tommy, ein junges Fjordpferd, ist trotz seines jungen Alters von erst drei Jahren bereits vollständig an den Sattel gewöhnt und wird geritten. Das sagt seine Besitzerin über ihn: „Es ist toll, Tommy zu reiten. Er ist sehr mutig und lernt schnell. Schade, dass er sich angewöhnt hat, immer zu scheuen, wenn wir, um den Stall verlassen, an den anderen Paddocks vorbeigehen.“

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