Читать книгу Ayahuasca und Tabak. Meisterpflanzen vom Amazonas онлайн

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Wir saßen einen Moment lang schweigend da. Rafael Chancharis Worte schienen präzise und schlüssig zu sein.

Bevor ich eine weitere Frage formulieren konnte, kam er auf die Anwendungsmöglichkeiten des Tabaks zurück: »Mit Tabakrauch kann man einen Schrecken heilen. Und er dient dazu, Schlangen abzuschrecken und sie auf Abstand zu halten. Er hält auch Flussdelfine fern. Das Gleiche macht er auch mit bösen Geistern bei Ayahuasca-Sitzungen. Für all diese Dinge kann man Tabak verwenden, ebenso für die Heilung von Menschen, die nicht mehr wissen, wie man jagt und fischt. Tabak erlaubt es ihnen, sich mit sacharuna (›Waldwesen‹ oder ›Waldvolk‹ auf Quechua) auszutauschen. Will man mit ihm in Kontakt treten, weil man möchte, dass er seine Vögel und Tiere zur Verfügung stellt, so legt man eine mapacho-Zigarette auf einen großen Ast eines lupuna-Baums, weil das sein Zuhause ist.«


Mapacho-Tabak

Einigen von Rafael Chancharis Aussagen könnte man sich wissenschaftlich nähern – zum Beispiel, indem man die wissenschaftliche Literatur zu den Auswirkungen des Tabakkonsums auf die Sexualhormone zurate zieht. Andere, wie etwa die Existenz des unsichtbaren Waldwesens sacharuna, sind nicht belegbar, zumindest vorerst. Aber ich wollte nicht, dass dies zu einem Hindernis in unserem Gespräch würde. In einem kulturübergreifenden Dialog wie dem unsrigen bestand die grundlegende Höflichkeit darin, die Sichtweise der anderen Person gelten zu lassen. Wenn Rafael Chanchari sich dabei wohl fühlte, über Nikotin und Neuronen zu sprechen, so sollte auch ich mich dabei wohl fühlen, über die »Mutter des Tabaks« und den Waldmenschen sacharuna zu sprechen.

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