Читать книгу Mythen, Macht + Menschen durchschaut!. Gegen Populismus und andere Eseleien; Kommentare 2013-1984 онлайн

108 страница из 110

Wieweit die finanzielle Schattenwelt seine langen Schatten auch über die Medien wirft, kann aus einem aktuellen Beispiel gelernt werden. Ausgerechnet Josef Ackermann, einst Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank, wird von Roger Köppels Weltwoche als Experte beigezogen bei der Lokalisierung von Hoffnungsschimmern für ein fehlgeleitetes System. Ackermanns wichtigste Erkenntnis: »Viele Hypothesen, an die wir wirklich geglaubt hatten, erwiesen sich als falsch.« Gefordert sei jetzt eine strenge Überwachung durch die Installierung eines erstklassigen Risikomanagements. Private Moral und Ethik sind dabei für Ackermann von entscheidender Bedeutung. Doch es kommt noch besser: Auf den Wurm im Bankensystem (too big to fail) angesprochen, lautet die Antwort: »Das liegt nicht an den Bankern. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der zu hohe Risiken einging, weil er darauf gebaut hätte, im Zweifel würde seine Bank doch gerettet« (Weltwoche Nr. 3.13).

Dieser kurze Blick hinter die Kulissen wäre unvollständig, ohne einen Blick auf die Rolle der Zentralbanken zu werfen. Zwar haben sie die Weltwirtschaft kurzfristig vor dem Sturz in den Abgrund bewahrt. Doch um welchen Preis? Natürlich waren auch hier Exzesse im Finanzsektor Auslöser für ihr Eingreifen. Doch die Flutung der Märkte über die Geldpressen ist nur ein weiterer Beweis für die These, dass die Politik in diesem Spiel der Mächte längst nicht mehr handlungsfähig ist. Derweil wiegelt diese ab: Inflation ist (derzeit oder vor den Wahlen) kein Thema. Und nachher? Klar und deutlich äußert sich Thomas Straubhaar, der profilierte Schweizer Ökonom und Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. Nicht nur kritisiert er die Schweizer Liberalen, die noch immer an empirisch widerlegten Denkweisen klebten, die sich in der Realität längst als falsch erwiesen hätten. Er ärgert sich offensichtlich auch über offizielle Lehrmeinungen an unseren Universitäten: »Es ist intellektuell geradezu erbärmlich, Studierenden veraltete Konzepte weiterzugeben.« Angesprochen wird damit wohl unter anderem, dass sich die Finanzmärkte offensichtlich zum Störfaktor der realen Ökonomie entwickelt haben – und das als Dauerzustand seit Jahren.


Правообладателям