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Mich friert, es wird so kalt!

Ach, Muhme! was ist Euch geschehen?

Die Nase wird Euch so lang,

Die Augen sich seltsam verdrehen

Wie wird mir vor Euch so bang!'

Und wie sie so grauenvoll klagte,

Klopft's draußen ans Fensterlein,

Ein Mann aus der Finsternis ragte,

Schaut still in die Stube herein.

Die Haare wild umgehangen,

Von blutigen Tropfen naß,

Zwei blutige Streifen sich schlangen,

Wie Kränzlein, ums Antlitz blaß.

Er grüßt' sie so fürchterlich heiter,

Er heißt sie sein liebliche Braut,

Da kannt' sie mit mit Schaudern den Reiter,

Fällt nieder auf ihre Knie.

Er zielt' mit dem Rohre durchs Gitter

Auf die schneeweiße Brust hin;

›Ach, wie ist das Sterben so bitter,

Erbarm dich, weil ich so jung noch bin!‹

Stumm blieb sein steinerner Wille,

Es blitzte so rosenrot,

Da wurd' es auf einmal stille

Im Walde und Haus und Hof.

Frühmorgens da lag so schaurig

Verfallen im Walde das Haus,

Ein Waldvöglein sang so traurig,

Flog fort über den See hinaus.

Gegen das Ende ihres Gesanges hatte Julie von ohngefähr meinen Schatten bemerkt, den das Licht vom Zimmer lang und unbeweglich in den Garten warf. Sie sah sich stutzend um, und da sie nichts erblicken konnte, schloß sie nachdenkend und schweigend das Fenster. In diesem Augenblick klopfte es drin an die Stubentür. Sie fuhr erschrocken zusammen und vom Fenster auf. Ich blickte noch einmal hinein und sah jenen gehässigen Reiter, dem ich vorhin begegnet, eilfertig eintreten. Er lebt! rief Julie außer sich vor Freude und stürzte dem Manne um den Hals. -

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