Читать книгу Mini-Me auf Kreuzfahrt. Hamburger, Einhörner und Caipirinha онлайн
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Aber auch abseits gelegene Pensionen hatten uns gebeten, zukünftig woanders zu nächtigen, denn das Schreibaby, unser Jüngster, sei nicht auszuhalten.
Das wiederrum konnte ich niemandem verübeln, aber hatte auch schon mal jemand mich gefragt, wie es für mich war?
»Jeden Tag ein Geschrei von bis zu acht Stunden, das erträgt doch auf Dauer keiner.« Dieser Kommentar konnte nur von einem Mann kommen, in diesem Fall von meinem, der das ruhige Büro dem ihm zustehenden Homeoffice vorzog und meinen erstaunten Das-meinst-du-nichternst-Blick gekonnt übersah.
Man konnte sich also vorstellen, dass unsere Urlaube in den letzten Jahren an einer Hand abzuzählen waren. Wie eine Süchtige befand ich mich auf trockenem Entzug, lechzte nach einem Tapetenwechsel, am liebsten mit Palmen und Sandstrand, doch ich gab mich auch mit einem Pinienwald zufrieden, Hauptsache, weit weg von zu Hause.
Als Paar waren Kreuzfahrten für uns die angenehmste Art zu reisen. Das schwimmende Hotel, meist in den Ausmaßen eines kleinen Dorfes, mit mehreren Tausend Passagieren, brachte uns über Nacht in eine andere Stadt, oft sogar in einen anderen Staat, manchmal sogar zu einem anderen Kontinent, und man brauchte sich um nichts kümmern. Das Essen wurde nahezu rund um die Uhr in den verschiedensten Selbstbedienungs- oder À-la-carte-Restaurants angeboten. Zwischendurch gab es ein Animationsprogramm, welches vom Kreativworkshop über Tanzen bis hin zu Kochkursen reichte, und abends ließen wir uns von Unterhaltungsshows berieseln. Was hatten wir doch für ein erfülltes, aufregendes Leben! Langeweile verspürten wir nie, denn selbst, wenn wir einmal keinen angebotenen Programmpunkt absolvierten, lagen wir faul mit einem Cocktail in der Hand in Sonnenliegen. Die Außenbereiche der Passagierdecks waren vollgestopft mit verschiedenen Bars, Pizza- und Hamburgerstationen, Pools und Outdoorsportbereichen. Und sollte es einen dennoch ins Innere des Schiffes ziehen, vergnügte man sich im Wellnesstempel, beim Friseur oder im Fitnessstudio. Nur wenige der Passagiere nutzten Letztgenanntes tatsächlich für körperliche Betätigung, die anderen quälten sich alibihalber auf einem Laufband oder hantierten ungeschickt mit Hanteln, nur um ihr schlechtes Gewissen niederzuringen.