Читать книгу Ahnung und Gegenwart. Entwicklungsroman über den Kampf gegen sich selbst онлайн

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Mitternacht war schon vorbei. Friedrich war überwacht und von den verschiedenen Begegnissen viel zu sehr aufgeregt, um schlafen zu können. Er setzte sich ans offene Fenster. Das Wasser rauschte unten über ein Wehr. Der Mond blickte seltsam und unheimlich aus dunklen Wolken, die schnell über den Himmel flogen. Er sang:

Er reitet nachts auf einem braunen Roß,

Er reitet vorüber an manchem Schloß:

Schlaf droben, mein Kind, bis der Tag erscheint,

Die finstre Nacht ist des Menschen Feind!

Er reitet vorüber an einem Teich,

Da stehet ein schönes Mädchen bleich

Und singt, ihr Hemdlein flattert im Wind,

Vorüber, vorüber, mir graut vor dem Kind!

Er reitet vorüber an einem Fluß,

Da ruft ihm der Wassermann seinen Gruß,

Taucht wieder unter dann mit Gesaus,

Und stille wird's über dem kühlen Haus.

Wann Tag und Nacht in verworrenem Streit,

Schon Hähne krähen in Dörfern weit,

Da schauert sein Roß und wühlet hinab,

Scharret ihm schnaubend sein eigenes Grab.

Er mochte ungefähr so eine Stunde gesessen haben, als der große Hund unten im Hofe ein paarmal anschlug. Bald darauf kam es ihm vor, als hörte er draußen mehrere Stimmen. Er horchte hinaus, aber alles war wieder still. Eine Unruhe bemächtigte sich seiner, er stand vom Fenster auf, untersuchte seine geladenen Taschenpistolen und legte seinen Reisesäbel auf den Tisch. In diesem Augenblicke ging auch die Tür auf, und mehrere wilde Männer traten herein. Sie blieben erschrocken stehen, da sie den Grafen wach fanden. Er erkannte sogleich die fürchterlichen Gesichter aus der Waldschenke und seinen Hauswirt, den langen Müller, mitten unter ihnen. Dieser faßte sich zuerst und drückte unversehens eine Pistol nach ihm ab. Die Kugel prellte neben seinem Kopfe an die Mauer. Falsch gezielt, heimtückischer Hund, schrie der Graf außer sich vor Zorn und schoß den Kerl durchs Hirn. Darauf ergriff er seinen Säbel, stürzte sich in den Haufen hinein und warf die Räuber, rechts und links mit in die Augen gedrücktem Hute um sich herumhauend, die Stiege hinunter. Mitten in dem Gemetzel glaubte er das schöne Müllermädchen wiederzusehen. Sie hatte selber ein Schwert in der Hand, mit dem sie sich hochherzig, den Grafen verteidigend, zwischen die Verräter warf. Unten an der Stiege endlich, da alles, was noch laufen konnte, Reißaus genommen hatte, sank er von vielen Wunden und Blutverluste ermattet, ohne Bewußtsein nieder.

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