Читать книгу Ahnung und Gegenwart. Entwicklungsroman über den Kampf gegen sich selbst онлайн

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Ich hab manch Lied geschrieben,

Die Seele war voll Lust,

Von treuem Tun und Lieben,

Das Beste, was ich wußt'.

Was mir das Herz bewogen,

Das sagte treu mein Mund,

Und das ist nicht erlogen,

Was kommt aus Herzensgrund.

Liebchen wußt's nicht zu deuten

Und lacht mir ins Gesicht,

Dreht sich zu andern Leuten

Und achtet's weiter nicht.

Und spielt mit manchem Tropfe,

Weil ich so tief betrübt.

Mir ist so dumm im Kopfe,

Als wär' ich nicht verliebt.

Ach Gott, wem soll ich trauen?

Will sie mich nicht verstehn,

Tun all so fremde schauen,

Und alles muß vergehn.

Und alles irrt zerstreuet

Sie ist so schön und rot

Ich hab nichts, was mich freuet,

Wär' ich viel lieber tot!

Rosa schlug die Augen auf, denn das Waldhorn erschallte in dem Tale und man hörte Leontin und die Jäger, die soeben von ihrem Streifzuge zurückkehrten, im Walde rufen und schreien. Sie hatten gar keine Beute gemacht und waren alle der Ruhe höchst bedürftig. Die Wirtin wurde daher eiligst in Tätigkeit gesetzt, um jedem sein Lager anzuweisen, so gut es die Umstände zuließen. Es wurde nun von allen Seiten Stroh herbeigeschafft und in der Stube ausgebreitet, die für Rosa, Leontin, Friedrich und Faber bestimmt war; die übrigen sollten sonst wo im Hause untergebracht werden. Da alles mithalf, ging es bei den Zubereitungen ziemlich tumultuarisch her. Besonders aber zeigte sich die kleine Marie, welcher die Jäger tapfer zugetrunken hatten, ungewöhnlich ausgelassen. Jeder behandelte sie aus Gewohnheit als ein halberwachsenes Kind, fing sie auf und küßte sie. Friedrich aber sah wohl, daß sie sich dabei gar künstlich sträubte, um nur immer fester gehalten zu werden, und daß ihre Küsse nicht mehr kindisch waren. Dem Herrn Faber schien sie heute ganz besonders wohl zu behagen, und Friedrich glaubte zu bemerken, daß sie sich einigemal verstohlen und wie im Fluge mit ihm besprach.

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