Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

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Der Pazifismus z.B. ist in dieser Argumentation nur möglich, weil die moderneModerne, modern, -moderne Kultur die Tendenz beinhaltet, weltanschauliche Gegensätze zurückzustellen, und einen Menschentypus hervorbringt, der seinem ganzen Verhaltenskodex nach versöhnlich ist. Der FeminismusFeminismus ist nicht zuletzt auch das Ergebnis eines Egalitarismus, der im GeldGeld verankert ist und der GleichgültigkeitGleichgültigkeit mit sich bringt. Unter den Bedingungen des ‚Kommunismus‘ des GeldesKommunismus (des Geldes) ist jedes IndividuumIndividuum ein gleichberechtigter Konsument, unabhängig von seinen spezifischen und inneren Besonderheiten, von denen die moderne Kultur ebenso wie das Geld abstrahiert.

Bezeichnend ist SimmelsSimmel, Georg extreme AmbivalenzAmbivalenz: Man kann seine Beschreibung der modernenModerne, modern, -moderne westlichen, durch das MediumMedium GeldGeld gesteuerten Kultur wie ein Kippbild betrachten. Dann sehen wir auf der einen Seite das positive SelbstbildSelbstbild unserer gegenwärtigen Kultur – des LebensLeben, Lebens-, -leben, der PolitikPolitik und der Künste – und auf der anderen Seite jene problematischen Aspekte, die stets – um mit FreudFreud, Sigmund (→ Kap. 2) zu sprechen – „Unbehagen“ hervorrufen (RelativismusRelativismus, relativ, Zynismus, Egoismus, Verlust an sozialer Verbindlichkeit usw.). Die radikale Pointe dieser Ambivalenz liegt indes darin, dass SimmelsSimmel, Georg Analyse der modernen Kultur uns zwingt, uns einen Spiegel vorzuhalten, in den wir üblicherweise nicht schauen mögen. Denn bei aller Attraktivität der modernen Kultur möchten wir uns nicht als Menschen begreifen, die maßgeblich von der Kultur des Geldes geprägt und habitualisiert sind. In diesem Sinn zieht SimmelSimmel, Georg eine verfängliche Bilanz; auf befremdliche Weise führt er uns unsere Kultur in ihrer latenten Programmatik vor, ohne in antimodernistische Ressentiments zu verfallen, die nahezu alle kulturrevolutionären oder -konservativenkonservativ Bewegungen des abgelaufenen Jahrhunderts begleitet und die verfängliche, aber auch korrigierende Wirkungen hervorgebracht haben. Was SimmelSimmel, Georg offenkundig anstrebt, ist eine möglichst ungeschminkte und distanzierte Form der Diagnose. Im Gegensatz zu FreudFreud, Sigmund richtet sich das nicht so benannte „Unbehagen“ in der Philosophie des Geldes nicht gegen die Kultur schlechthin, sondern gegen eine ganz spezifische Kultur: die Welt der westlich-kapitalistischenKapital, Kapitalismus, kapitalistisch Kultur und ihre Universalität. Dieses Unbehagen findet seine symbolische ‚Nahrung‘ in den Gegenwelten anderer, vor allem außereuropäischer Kulturen (→ Kap. 2).

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