Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

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Ein zweiter Begriff von Kultur ergibt sich, wenn man die verdächtige Neigung des Begriffs Kultur betrachtet, sich in eine Liaison mit anderen Begriffen zu begeben und sich in einem Doppelnamen zu vereinigen: Ich meine solche Begriffe wie politische Kultur, Esskultur, Spielkultur, Weinkultur, Dialogkultur, erotische Kultur. Die Liste ließe sich beinahe beliebig erweitern. Ganz offenkundig handelt es sich hier um einen anderen Begriff von Kultur, den ich als ubiquitärubiquitär bezeichnen würde: Das heißt, es gibt Phänomene in nahezu allen Bereichen der GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich, die man mit dem Phänomen des Kulturellen belegt. Dabei geht es um angelernte Fertigkeiten, Verhaltensweisen, eingeübte Selbstverständlichkeiten, kurz um kulturelle SozialisationSozialisation. Ubiquitär kommt aus dem Lateinischen und meint: überall. Kultur in diesem Sinn wäre nicht mehr nur etwas Exklusives, sondern etwas, das sich überall findet. Eine Parlamentsdebatte, eine Preisverleihung oder ein Staatsbegräbnis haben bestimmte Formen der RepräsentationRepräsentation, sie werden medial vermittelt, sie haben bestimmte RitualeRitual. Aber das macht sie noch lange nicht zu einem KunstwerkKunst, Kunstwerk, dessen symbolische Geltungsymbolisch (allgemein) auf das ihm zugeschriebene Feld begrenzt ist. Mit anderen Worten: Hier bildet die Kultur die formale Seite eines Geschehens, eines Ablaufs, eines Produktes, eines Materials, das selbst nicht Kultur ist, wenigstens nicht im engeren Sinn des Wortes.

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