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Professor Glaser fiel ihm ins Wort:

– Arthur hat Recht: Woher nahm Dante den Stoff für sein Inferno, wenn nicht aus dieser unserer wirklichen Welt?

Der Schreiner ertrug die Unterbrechung mit orientalischer Ruhe. Von einem Dichter namens Giacomo Leopardi hatte er gelernt, dass die menschliche Bosheit eine Folge des Unglücklichseins ist und nicht umgekehrt. Welch unglückliches Volk die Deutschen sein mussten! – Die Sonne mit ihrer Gluthitze wird sich an einem gewissen Punkt seiner erbarmen. Mit Hilfe des Hungers, der Müdigkeit, der Stolpersteine wird der schöne runde Kranz, der wie der Kragen um den vornehmen Hals eines Edelmannes aus dem 17. Jahrhundert aussieht, dem Gefesselten in Form seiner ganz persönlichen Guillotine den Kopf abschneiden. – Der Schreiner sagte auch (hatte er das vielleicht selbst erfunden?), dass einmal ein Lastwagen nicht richtig festgezurrte, dünne Blechplatten eine steinige Bergstraße voller Löcher hinaufbeförderte. Es wehte ein heftiger Wind, derselbe, der an den Fahnen und an den Röcken der Mädchen zerrt. So löste sich eine Platte und flog ein Stück durch die Gebirgsluft wie der Krummsäbel eines Riesen, der fliegende Teppich eines Zauberers. Hinter dem Lastwagen fuhr ein Mann im Pullover, mit Brille und Mütze, auf seiner Motosacoche, und die Blechplatte schnitt den Hals des Motor­radfahrers durch wie ein Rasiermesser, ohne dass dieser einen Mucks machen konnte. Er schloss nicht einmal die Augen. Der abrasierte Kopf rollte wie ein Ball einen Abhang hinunter, und der Rest, Motorrad und enthaupteter Körper, fuhr noch das kurze gerade Stück auf der Straße weiter, bis das Motorrad bei der ersten Biegung ins Leere stürzte mit dem Mann, der nicht von Klees O, sondern vom fliegenden Schwert des Zauberers geköpft worden war. Vielleicht war das O von Klee auch gar nicht das Schwert der japanischen Folter, sondern der Autoreifen, den die Fischer einer nordischen Insel dem wegen Ehebruch zum Tode Verurteilten um den Oberkörper binden.

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