Читать книгу Grosse Tiere. Reportagen онлайн

17 страница из 28

Leut-Selig, das ist er. Und wegen der Rede, die er jetzt sofort im Hof der Universität halten wird, mussten für 26'000 Franken neue Schlösser an sämtlichen Türen der Universitätsräumlichkeiten angebracht werden, weil nämlich einige Nachschlüssel im Laufe der Jahre verlorengegangen waren und die Polizei damit rechnete, dass der Attentäter mit traumwandlerischer Sicherheit einen dieser Schlüssel hätte behändigt haben können –. Und dann mit dem Zielfernrohr aus dem germanistischen Seminar –. Im grossen Hof der Universität waren etwa 500 Leute, davon 150 Journalisten, fast keine Studenten, wenig Professoren versammelt. Der Papst erzählt langfädig einen Mummenschanz, abgestandene neoscholastische Spekulationen: dass Wissenschaft und Glaube kein Widerspruch seien; dass der Glaube die Wissenschaft befruchte etc. Die Rede ist wirklich keine 26'000 Franken wert, und solche Sprechblasen hat man an dieser Uni jahrzehntelang von einfachen dominikanischen Mönchen hören können, dazu braucht es keinen Papst. Aber die Leute klatschen. Sie würden auch klatschen, wenn der Papst zwei Seiten aus dem Vorlesungsverzeichnis rezitierte. Die Rede ist wie die andern 52 Papstreden, die in der Schweiz noch gehalten werden: flach, glanzlos, diplomatischer Slalom, konservative Repetition. Eine interessante Enzyklika, das heisst ein intellektuell befriedigendes Rundschreiben wie PACEM IN TERRIS, das der stets ruhig in Rom verweilende (und nicht nervös herumdüsende) Johannes XXIII. verfasste, wird man von Johannes Paul II. wohl nicht erwarten können, bei dieser Manager-Agenda.

Правообладателям