Читать книгу Grosse Tiere. Reportagen онлайн
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Aber physisch ist der Papst recht gmögig. Man kann nicht sagen, dass er unsympathisch wäre. Sein Lächeln ist nicht schlecht. Es ist kein gelogenes Furgler-Lächeln. Man glaubt ihm sogar, dass er glaubt. Sonst wäre er längst umgekippt bei den Anstrengungen. Aber er kann den Glauben nicht vermitteln, oder höchstens: einen Köhlerglauben. Am Abend wird er bei der sogenannten Begegnung mit der Westschweizer Jugend sagen: er fordere sie auf, zu glauben, dann sei alles wieder gut. An der Uni-Veranstaltung am Vormittag dürfen sich zwei Studentinnen und zwei Studenten mit hoch brisanten Fragen melden, z.B.: Wie können wir besser studieren? Der Papst gibt nichtige Antworten. Er ist kein Kirchenlicht.
Die vier sind aus den insgesamt 10 (zehn) Studenten, welche sich auf den entsprechenden Aufruf der Studentenschaft gemeldet haben, herausfiltriert worden. Einer, der im vorbereitenden Komitee schliesslich niedergestimmt worden ist, wollte den Papst wegen der obligatorischen Ehelosigkeit der Priester interpellieren; er hat dann seine nicht gefragte Frage an den Papst schriftlich der Presse weitergereicht. 11.30: Begegnung mit den Ordentlichen Professoren der katholischen Theologischen Fakultäten im Senatssaal der Universität. Natürlich hinter geschlossenen Türen. Hier sollen, so hört man nachher, ausnahmsweise harte Fragen gestellt worden sein – der kluge Alois Müller aus Luzern z.B. hätte wissen wollen, ob nicht endlich in der Kirche ein «Pluralismus der Theologie» möglich wäre. Darauf wieder keine Antwort. Als ihm der Alt-Testamentler Othmar Keel vorgestellt wurde, soll der Heilige Vater bass erstaunt gewesen sein, dass ein Laie an der Theologischen Fakultät unterrichte, und erstaunt war er auch, als Othmar Keel ihm geradeheraus sagte: SIE SIND EIN PARTEIISCHER VATER.