Читать книгу Grosse Tiere. Reportagen онлайн

6 страница из 28

Der Besuch bei de Gaulle war schon standesgemässer, der Präsident hat sich sehr zusammengenommen und etwas auf die Zehenspitzen gestellt, die beiden waren dann etwa gleich gross: «Ich habe mich mit ihm sehr gut unterhalten, und es wurde mir mitgeteilt, dass damals selten ein Besuch im Elysée in so herzlicher, gelöster Atmosphäre verlaufen sei. De Gaulle war überhaupt nicht steif oder formell.» Hier müssen wir dem Fürsten unbedingt Glauben schenken, nach all den anstrengenden Besuchen von wirklichen Potentaten, wie Nixon usw., wird sich der alte Steinbeisser im Elysée enorm gefreut haben, mit dem Operettenprinzen ein Stündlein unverbindlich zu schäkern. Oder wollte de Gaulle vielleicht Steuerflucht betreiben, sein Geld nach Liechtenstein transferieren, sah er das Ende seiner Herrschaft voraus? «Übrigens war er über Liechtenstein ausgezeichnet informiert. Ich habe mich mit ihm sehr gut unterhalten.»

Auch Papst Pius XII. hat ihm einen «überragenden Eindruck gemacht», obwohl er ihn «nur fünf- oder sechsmal gesehen hatte». Nur! Ein paar Amulette gefällig für die Frau Gemahlin? Ein päpstlicher Segen für den fürstlichen Nachwuchs? Ein kleiner Bannstrahl gegen den gottlosen Kommunismus, der den Liechtensteins nun endgültig die letzten Hektare in der Tschechoslowakei weggenommen hat? «Unser ganzer Besitz wurde enteignet. Man glaubte, die Wahlen würden die Kommunisten wieder hinwegfegen, aber es ist ja dann anders gekommen.» Golo Mann trauert mit dem Fürsten: «1945 muss ja dann eine sehr schwere Zeit gewesen sein für das Haus Liechtenstein durch die Eroberung Ostmitteleuropas durch die Russen!» Gott sei Dank hat er jetzt noch diesen kleinen Besitz an der Schweizer Grenze, und dann «der stürmische Aufschwung auf dem Wirtschaftssektor», das heisst das Paradies für Steuerhinterzieher aus der ganzen Welt, und dann die fürstlich-liechtensteinische Bildersammlung. Nur zufällig ist der Fürst nicht selber Maler geworden, er war mit Staatsgeschäften überhäuft. «Haben Sie je gezeichnet?» fragt ihn G. Mann, und der Fürst darauf wehmütig: «Ja, aber ich komme leider nur wenig dazu. Ich habe sogar Zeichenunterricht genommen. Ich stamme, über die Braganza, Löwenstein und die Holländer, von Velasquez ab. Der ist auf meiner Ahnentafel.»

Правообладателям